Ein F18-Jet Super Hornet hebt von einem Flugzeugträger ab
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Dutzende Huthi-Ziele

USA und GB melden Angriffe im Jemen

Einen Tag nach den Luftangriffen gegen proiranische Milizen im Irak und Syrien hat das US-Militär gemeinsam mit internationalen Partnern Stellungen der Huthi im Jemen beschossen. Zusammen mit dem britischen Militär und unterstützt von anderen Nationen seien 36 Ziele der ebenfalls vom Iran unterstützten Huthi-Miliz an 13 Orten im Jemen attackiert worden, teilte das US-Verteidigungsministerium am Samstagabend (Ortszeit) mit.

In einer gemeinsamen Stellungnahme der USA, Großbritanniens sowie weiterer Staaten, darunter Australien, Bahrain, Dänemark, Kanada, Neuseeland und die Niederlande, hieß es, bei den Zielen handle es sich um Waffenlager, Raketensysteme und Abschussvorrichtungen, Luftverteidigungssysteme und Radargeräte. Es ist der dritte gemeinsame britisch-amerikanische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen gegen die Miliz.

„Diese Präzisionsangriffe zielen darauf ab, die Fähigkeiten, mit denen die Huthis den Welthandel und das Leben unschuldiger Seeleute bedrohen, zu stören und zu schwächen, und sind eine Reaktion auf eine Reihe illegaler, gefährlicher und destabilisierender Aktionen der Huthis“, hieß es weiter. Erst wenige Stunden zuvor hatte das US-Regionalkommando CENTCOM mitgeteilt, das US-Militär habe erneut mehrere Drohnen und Raketen der Huthis im Jemen zerstört.

Sonntagfrüh meldeten die USA die Zerstörung eines Marschflugkörpers, der so wie die am Vortag zerstörten Raketen für den Einsatz gegen Schiffe im Roten Meer vorbereitet gewesen sei. „Die US-Streitkräfte haben den Marschflugkörper in den von den Huthis kontrollierten Gebieten im Jemen identifiziert und festgestellt, dass er eine unmittelbare Bedrohung für Schiffe der US-Marine und Handelsschiffe in der Region darstellt“, hieß es.

„Klare Botschaft“

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach Samstagabend (MESZ) von einer „klaren Botschaft an die Huthis“. „Wir werden nicht zögern, Leben und den freien Fluss des Handels in einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu verteidigen“, wie Austin ABC-Angaben zufolge ausführte. Es handle sich bei dem erneuten Schlag nicht um eine Eskalation, sagte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps, vielmehr sollten unschuldige Leben geschützt und die Freiheit der Schifffahrt bewahrt werden.

Die Huthis nehmen seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas im Oktober immer wieder Handelsschiffe auf dem Roten Meer ins Visier. Die Miliz agiert aus Solidarität mit der Hamas und richtet ihre Attacken vor der jemenitischen Küste auf Frachter mit angeblicher israelischer Verbindung. Wegen der Angriffe auf Containerschiffe meiden zahlreiche Reedereien die Fahrt durch das Rote Meer.

Angriffe auf Huthi-Stellungen

Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges gehen die USA mit verstärktem Druck gegen proiranische Milizen im Nahen Osten vor. Zusammen mit den Streitkräften Großbritanniens griff die US-Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag erneut Stellungen der Huthi im Jemen an.

Huthis drohen mit weiteren Angriffen

Die Huthis wollen ihre Attacken im Roten Meer jedoch fortsetzen. Die Bombardements „werden unsere Position nicht ändern“, sagte Mohammed al-Buchaiti, Mitglied des Politbüros der militanten Huthi-Bewegung. „Wir werden auf Eskalation mit Eskalation antworten“.

Der Iran verurteilte die Angriffe der USA und ihrer Partner im Jemen auf das Schärfste. „Das war erneut eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen und somit ein klarer Verstoß gegen international anerkannte Gesetze und Vorschriften“, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani am Sonntag.

Diese einseitigen und abenteuerlichen Operationen führten lediglich zu noch mehr Spannungen in der Region und gefährdeten auch die internationale Sicherheit, argumentierte er. Das eigentliche Ziel sei es, mit solchen Angriffen der israelischen Regierung im Gaza-Krieg eine „Verschnaufpause“ zu verschaffen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums in einem Beitrag auf der Ministeriumswebsite.

US-Vergeltungsangriffe im Irak und in Syrien

Seit dem Beginn des Gaza-Krieges haben auch Angriffe proiranischer Milizen gegen US-Militärstützpunkte im Irak und im Syrien rasant zugenommen. Am vergangenen Sonntag waren durch eine der Attacken in Jordanien nahe der syrischen Grenze drei US-Soldaten getötet worden. Das US-Militär reagierte in der Nacht auf Samstag mit umfangreichen Luftschlägen gegen Stellungen proiranischer Milizen im Irak und Syrien.

US-Streitkräfte beschossen dabei in beiden Ländern mehr als 85 Ziele an sieben Orten aus der Luft – darunter Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die nach US-Angaben von Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt wurden.

Bei den US-Luftangriffen sind laut Aktivisten und offiziellen Angaben mindestens 45 Menschen getötet worden. Unter den 16 Todesopfern im Irak seien auch Zivilpersonen, teilte ein Regierungssprecher in Bagdad am Samstag mit. Der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London zufolge wurden in Syrien mindestens 29 Mitglieder proiranischer Milizen getötet.

Botschafter einbestellt

Das irakische Außenministerium bestellte den Geschäftsträger der US-Botschaft im Irak, David Burger, ein, da die US-Botschafterin außer Landes war. Man werde Burger eine Protestnote überreichen, hieß es in Bagdad. Präsident Abdul Latif Raschid berief eine Notfallsitzung der wichtigsten Kräfte in der Regierung sowie der politischen Blöcke ein, um über die Konsequenzen der US-Angriffe zu beraten und eine „klare und vereinte Haltung“ zu finden. Ministerpräsident Mohammed al-Sudani erklärte eine dreitägige Staatstrauer.

Das syrische Verteidigungsministerium erklärte, die Angriffe seien „ein Versuch, die Fähigkeiten der syrischen Armee und ihrer Alliierten beim Kampf gegen Terrorismus zu schwächen“. Die „US-Aggression“ habe mehrere Zivilisten und Militärangehörige getötet und schwere Schäden verursacht, teilte das Ministerium der Staatsagentur SANA zufolge mit. In der vom US-Militär angegriffenen Gegend laufe der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), hieß es.

US-Präsident Joe Biden hatte Vergeltung für den Tod der US-Soldaten versprochen und machte nach den Luftschlägen in der Nacht zum Samstag zudem klar, dass das erst der Anfang sei und weitere Militäraktionen folgen würden. Biden betonte zugleich, die USA wollten keinen neuen Konflikt im Nahen Osten.