Huthi-Miliz in der Nähe der Hauptstadt Sanaa im Jemen
Reuters/Khaled Abdullah
Nach Angriffen

Huthis drohen mit „Reaktion und Bestrafung“

Die proiranische Huthi-Miliz im Jemen hat nach den jüngsten Angriffen der USA und Großbritanniens Vergeltung angekündigt. Die Angriffe würden „nicht ohne Reaktion und Bestrafung bleiben“, erklärte Milizsprecher Jahja Sari am Sonntag.

Die Angriffe würden die Huthis „nicht davon abhalten“, die Palästinenser im Gazastreifen „zu unterstützen“, erklärte Sari weiter. Die Miliz nimmt seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer ins Visier. Sie agiert aus Solidarität mit der Hamas und richtet ihre Attacken vor der jemenitischen Küste auf Frachter mit angeblicher israelischer Verbindung.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas bezeichnete ihrerseits die Bombardierung von Zielen der Huthi-Miliz als „eklatanten Angriff auf die Souveränität eines arabischen Bruderlandes und eine Eskalation, welche die Region in weitere Unruhen stürzen wird“. Scharfe Kritik kommt auch vom Iran. „Das war erneut eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen und somit ein klarer Verstoß gegen international anerkannte Gesetze und Vorschriften“, sagte Außenministeriumssprecher Nasser Kanaani am Sonntag.

Angriffe auf „36 Huthi-Ziele“

Die Streitkräfte der USA und Großbritanniens hätten „36 Huthi-Ziele an 13 Orten im Jemen als Reaktion auf die anhaltenden Angriffe der Huthis auf die internationale und kommerzielle Schifffahrt sowie auf Marineschiffe, die das Rote Meer durchqueren“ getroffen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung beider Länder und ihrer Verbündeten, darunter Australien, Bahrain, Dänemark, Kanada, Neuseeland und die Niederlande.

Bei den Zielen habe es sich um Waffenlager, Raketensysteme und Abschussvorrichtungen, Luftverteidigungssysteme und Radargeräte gehandelt. Es ist der dritte gemeinsame britisch-amerikanische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen gegen die Miliz.

„Klare Botschaft“

„Diese Präzisionsangriffe zielen darauf ab, die Fähigkeiten, mit denen die Huthis den Welthandel und das Leben unschuldiger Seeleute bedrohen, zu stören und zu schwächen, und sind eine Reaktion auf eine Reihe illegaler, gefährlicher und destabilisierender Aktionen der Huthis“, hieß es weiter. Erst wenige Stunden zuvor hatte das US-Regionalkommando CENTCOM mitgeteilt, das US-Militär habe erneut mehrere Drohnen und Raketen der Huthis im Jemen zerstört.

Sonntagfrüh meldeten die USA die Zerstörung eines Marschflugkörpers, der so wie die am Vortag zerstörten Raketen für den Einsatz gegen Schiffe im Roten Meer vorbereitet gewesen sei. „Die US-Streitkräfte haben den Marschflugkörper in den von den Huthis kontrollierten Gebieten im Jemen identifiziert und festgestellt, dass er eine unmittelbare Bedrohung für Schiffe der US-Marine und Handelsschiffe in der Region darstellt“, hieß es.

Cameron: „Huthi-Attacken müssen aufhören“

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach Samstagabend (MESZ) von einer „klaren Botschaft an die Huthis“. „Wir werden nicht zögern, Leben und den freien Fluss des Handels in einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu verteidigen“, wie Austin ABC-Angaben zufolge ausführte. Es handle sich bei dem erneuten Schlag nicht um eine Eskalation, sagte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps, vielmehr sollten unschuldige Leben geschützt und die Freiheit der Schifffahrt bewahrt werden.

Angriffe auf Huthi-Stellungen

Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges gehen die USA mit verstärktem Druck gegen proiranische Milizen im Nahen Osten vor. Zusammen mit den Streitkräften Großbritanniens griff die US-Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag erneut Stellungen der Huthi im Jemen an.

Großbritannien forderte die Huthis nach den gemeinsamen Angriffen mit den USA auf, ihre Attacken auf Handelsschiffe einzustellen. „Wir haben wiederholt Warnungen gegen die Huthis ausgesprochen“, teilte Cameron am Sonntag mit. „Ihre rücksichtslosen Handlungen gefährden das Leben unschuldiger Menschen, bedrohen die Freiheit der Schifffahrt und destabilisieren die Region.“ Der frühere Premierminister betonte: „Die Huthi-Attacken müssen aufhören.“

US-Vergeltungsangriffe im Irak und in Syrien

Seit dem Beginn des Gaza-Krieges haben auch Angriffe proiranischer Milizen gegen US-Militärstützpunkte im Irak und im Syrien rasant zugenommen. Am vergangenen Sonntag waren durch eine der Attacken in Jordanien nahe der syrischen Grenze drei US-Soldaten getötet worden. Das US-Militär reagierte in der Nacht auf Samstag mit umfangreichen Luftschlägen gegen Stellungen proiranischer Milizen im Irak und Syrien.

US-Streitkräfte beschossen dabei in beiden Ländern mehr als 85 Ziele an sieben Orten aus der Luft – darunter Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die nach US-Angaben von Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt wurden.

US-Präsident Joe Biden hatte Vergeltung für den Tod der US-Soldaten versprochen und machte nach den Luftschlägen in der Nacht zum Samstag zudem klar, dass das erst der Anfang sei und weitere Militäraktionen folgen würden. Biden betonte zugleich, die USA wollten keinen neuen Konflikt im Nahen Osten.