Ein Transportflugzeug wird mit Hilfsgütern beladen
APA/AFP/Thomas Samson
„Schwierige Mission“

USA wollen sich an Hilfe aus Luft beteiligen

Nach dem Tod Dutzender Menschen bei der Ankunft von Lebensmittelhilfen in Gaza hat US-Präsident Joe Biden den Abwurf von Hilfsgütern über dem Gazastreifen angekündigt. „Wir müssen mehr tun, und die Vereinigten Staaten werden mehr tun“, sagte Biden am Freitag bei einem Treffen mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni im Weißen Haus.

In den kommenden Tagen wollten sich die USA anderen Ländern wie etwa Jordanien anschließen und Lebensmittel sowie andere Hilfsgüter aus der Luft abwerfen. Zudem wollten die USA die Möglichkeit eines Schifffahrtskorridors prüfen, um große Mengen an Hilfsgütern in den Gazastreifen zu bringen, sagte Biden. Er werde gegenüber der israelischen Regierung zudem „darauf bestehen“, dass mehr Hilfskonvois in das Palästinensergebiet gelassen werden.

Die bisher in den Gazastreifen gelieferte Hilfe reiche „bei Weitem nicht aus“, sagte der US-Präsident. „Unschuldige Menschenleben stehen auf dem Spiel, Kinderleben stehen auf dem Spiel.“

USA planen Hilfslieferungen aus der Luft

Die USA wollen die Zivilbevölkerung in Gaza mit Hilfsgütern versorgen. Gemeinsam mit Jordanien und anderen Ländern sollen Lebensmittel und Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen werden.

Kirby: Großangelegte Aktion geplant

Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, plant die US-Regierung eine großangelegte Aktion, die voraussichtlich Wochen andauern werde. Der Abwurf von Hilfsgütern über einem derart dicht besiedelten Gebiet sei „extrem schwierig.“ Das Verteidigungsministerium stehe vor einem „schwierigen Militäreinsatz“, der sorgfältig geplant werden müsse, um die Sicherheit der beteiligten US-Soldaten ebenso zu gewährleisten wie die der palästinensischen Zivilisten.

Kritik an den US-Plänen kommt von Hilfsorganisationen. Richard Gowan von der International Crisis Group gab gegenüber CNN etwa zu bedenken, „dass Luftabwürfe zwar gute Fotomotive“, diese gleichzeitig aber bestenfalls nur eine vorübergehende Hilfsmaßnahme seien. „Während die Palästinenser im Gazastreifen an den Rand des Abgrunds gedrängt wurden, würde das Abwerfen einer geringen, symbolischen Menge an Hilfsgütern in den Gazastreifen ohne einen Plan für deren sichere Verteilung nicht helfen“, teilte Scott Paul von Oxfam auf X (Twitter) mit.

Tödlicher Vorfall bei Hilfslieferung

Am Donnerstag war es in der Stadt Gaza zu einem Gedränge gekommen, als Tausende Menschen sich um einen Konvoi von 38 Hilfstransportern versammelten. Dabei habe es Dutzende Tote und Verletzte gegeben, von denen einige von Lastwagen überfahren worden seien, erklärte das israelische Militär. Ein Armeevertreter räumte eine „begrenzte“ Zahl von Schüssen durch israelische Soldaten ein, die sich „bedroht“ gefühlt hätten.

Die radikalislamische Hamas sprach von einem „Massaker“, bei dem mindestens 115 Menschen getötet und mehr als 750 weitere Menschen verletzt worden seien. Eine unabhängige Bestätigung gibt es nicht. Ein Team der Vereinten Nationen berichtete am Freitag, bei einem Besuch des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza „zahlreiche“ Menschen mit „Schussverletzungen“ gesehen zu haben, wie der Sprecher von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, Stephane Dujarric, sagte.

Der tödliche Vorfall hat international für Entsetzen und Kritik gesorgt. Außerdem sind Rufe nach einer genauen Untersuchung laut geworden – ebenso wie erneute Rufe nach einer Waffenruhe im Gazastreifen.

Weiter Ringen um Feuerpause

Biden sagte am Freitag nach seinem Treffen mit Meloni, er hoffe auf eine Feuerpause vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan. „Ich hoffe es, wir arbeiten noch sehr hart daran“, sagte er beim Verlassen des Weißen Hauses auf eine entsprechende Journalistenfrage. „Wir sind noch nicht so weit.“ Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am 10. oder 11. März.

Biden hatte zu Wochenbeginn gesagt, er hoffe auf eine Waffenruhe zwischen der israelischen Armee und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas bis zum kommenden Montag. Später räumte der Präsident ein, das sei nicht wahrscheinlich.

Die Regierung des Golfemirats Katar hat als Ziel genannt, dass die Waffenruhe vor dem Beginn des Ramadan in Kraft tritt. Katar gehört neben den USA und Ägypten zu den Vermittlern in den schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe.

Berichte über anhaltende Hürden

Israel wolle zudem an keiner neuen Runde der von Ägypten, Katar und den USA vermittelten Gespräche teilnehmen, solange die Hamas keine Liste der noch lebenden Geiseln vorlegt, berichtete zuletzt das Nachrichtenportal Axios. Auch hätte die Hamas noch keine Antwort zu der von den Vermittlern vorgeschlagenen Zahl von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen erteilt, die Israel im Gegenzug für die Freilassung einer bestimmten Zahl von Geiseln in die Freiheit entlassen würde.

All diese Fragen seien auch nach dreitägigen Gesprächen in der katarischen Hauptstadt Doha unbeantwortet geblieben, zitierte das Portal einen namentlich nicht genannten israelischen Beamten.