Haiti: Ausnahmezustand nach Angriff auf Gefängnis

Angesichts der eskalierenden Lage in Haiti nach einem Angriff bewaffneter Banden auf das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince hat die Regierung einen mindestens dreitägigen Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser gelte im gesamten Département West, zu dem die Landeshauptstadt gehört, und könne verlängert werden, teilte die Regierung am späten Abend (Ortszeit) mit. Zusätzlich werde bis Mittwoch in der Zeit von 18.00 Uhr abends bis 5.00 Uhr morgens eine Ausgangssperre verhängt, „um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen“.

Bewaffnete Gangs hätten am Wochenende das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince gestürmt und „einer Reihe von Insassen die Flucht“ ermöglicht, teilte die französische Botschaft heute laut AFP mit. Bis zur Klärung der Lage rate man „von allen Reisen in den Großraum Port-au-Prince ab“.

Auf X (Twitter) rief die haitianische Polizeigewerkschaft alle Polizei- und Militärangehörigen mit Zugang zu Autos, Waffen und Munition dazu auf, die Sicherheitskräfte im Gefängnis zu verstärken.

Wie viele Häftlinge bei der Befreiungsaktion freikamen, ist noch unklar. Nach Angaben des Onlinemediums Gazette Haiti handelt es sich bei einer großen Anzahl der freigekommenen Gefängnisinsassen um „wichtige Mitglieder sehr mächtiger Banden“. Wie die Zeitung „Le Nouvelliste“ berichtete, sitzen im Nationalgefängnis auch bekannte Bandenmitglieder ein, denen die Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Jahr 2021 zur Last gelegt wird.

Der Karibikstaat Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not beitragen. Die ohnehin enorme Gewalt eskaliert seit Jahresbeginn weiter. Zuletzt gab es UNO-Angaben zufolge dreimal so viele Straftaten wie im Jahr zuvor.

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