Russland-Terror: Achter Verdächtiger in U-Haft

Vier Tage nach dem Anschlag bei Moskau ist ein achter Verdächtiger in Untersuchungshaft gekommen. Das bestimmte ein russisches Gericht, wie die staatliche Nachrichtenagentur TASS meldete. Dem Mann aus Kirgistan wird vorgeworfen, den vier aus Tadschikistan stammenden mutmaßlichen Attentätern Unterschlupf gewährt zu haben.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB rief die Bevölkerung auf, bei der Verhinderung potenzieller Anschläge mitzuwirken. Aufrufe zur Verübung von Angriffen in Russland sollten umgehend gemeldet werden.

Maskierte Angreifer waren am Freitagabend in die voll besetzte Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees wurden mindestens 137 Menschen getötet, darunter drei Kinder.

Lukaschenko: Angreifer wollten nach Belarus fliehen

Die Angreifer versuchten nach Angaben des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zunächst die Flucht nach Belarus. Sie seien aber wegen der Grenzkontrollpunkte umgekehrt, so Lukaschenko.

„Deswegen gab es keine Möglichkeit für sie, nach Belarus einzureisen. Sie haben das gesehen. Deswegen kehrten sie um und gingen zu dem Abschnitt an der ukrainisch-russischen Grenze.“ Damit widersprach der belarussische Machthaber den russischen Angaben, dass die Angreifer zunächst versucht hätten, in die Ukraine zu fliehen.

Laut Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen waren zwei der Attentäter vor ihrem Aufenthalt in der russischen Hauptstadt in der Türkei. Sie seien gemeinsam am 2. März von Istanbul nach Moskau gereist, erfuhr die dpa. Sie hätten sich frei bewegen können, weil kein Haftbefehl vorgelegen sei.

Neue Unterstellungen gegen Ukraine

Ungeachtet glaubwürdiger Bekennerschreiben islamistischer Terroristen machte der Sekretär von Russlands Nationalem Sicherheitsrat, Nikolai Patruschew, die Ukraine für den Anschlag verantwortlich.

Auf die Frage von Journalisten, ob hinter dem Angriff der IS oder die Ukraine stecke, antwortete Patruschew laut staatlicher Agentur TASS: „Natürlich die Ukraine.“ Wie er zu dieser Einschätzung kommt, erklärte der 72-Jährige, der immer wieder als glühender Befürworter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine auftritt, nicht.

FSB-Chef Alexander Bortnikow sagte laut russischer Nachrichtenagentur RIA Nowosti: „Wir glauben, dass die Aktion sowohl von den radikalen Islamisten selbst als auch von westlichen Geheimdiensten vorbereitet wurde.“

Die Ukraine wies die Vorwürfe umgehend zurück. Das seien Lügen, erklärte der enge Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, auf X (Twitter). „Die Lügen werden offiziell verbreitet von Patruschew und danach vom FSB-Chef Bortnikow.“

Terror rückt IS-Ableger in den Fokus

Der Anschlag bei Moskau hat den Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erneut in den Fokus gerückt. Vom IS Khorasan (IS-K), der sich zur Terrorattacke mit über 130 Toten bekannte, geht nach Ansicht von Fachleuten auch eine Gefahr für Westeuropa aus. In Österreich machte der Name der Gruppe in Zusammenhang mit Anschlagsplänen zu Weihnachten die Runde, die der Terrorismusexperte Peter Neumann in der ZIB2 als sehr ernst zu nehmende Anschlagsgefahr bezeichnete.

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