Alfons Mensdorff-Pouilly im BVT-Untersuchungsausschuss
ORF.at/Lukas Krummholz
BVT-U-Ausschuss

Mensdorffs Jagdgäste und die „Ballfresser“

Nach Kleider-Bauer-Chef Peter Graf hat mit Alfons Mensdorff-Pouilly ein U-Ausschuss-„Stammgast“ seinen Auftritt zur Causa BVT gehabt. Befragt wurde der Lobbyist, Forstunternehmer und Jäger zum Tierschützer-Komplex. Reibereien zwischen dem Verein gegen Tierfabriken und Mensdorff gab es jahrelang, im Ausschuss standen seine Jagdgäste im Mittelpunkt, was für Emotionen sorgte.

Doch es begann heiter: Auf Journalistenfragen nach einem Statement sagte Mensdorff auf den letzten Metern ins Ausschusslokal: „Ich bin ja da vorgeladen, nicht hier.“ Die Anwesenden quittierten den ersten Sager mit Gelächter. Auch im Ausschusslokal verzichtete der Lobbyist auf eine einleitende Stellungnahme: „Es wäre schade um die Zeit.“

Mit „diesen“ Tierschützern (den Verein gegen Tierfabriken meinend) sei er erstmals im Juli 2015 in Kontakt gekommen. „Die sind 23-mal mit Drohnen und Autos vor meinem Haus erschienen, sie haben mich sekkiert“, so Mensdorff. Man habe „Besitzstörungen“ gehabt: „Ins Haus hineinfilmen“ und „Drohnen übers Haus jagen“ gehöre da dazu. Im Zuge dessen sei auch wirtschaftlicher Schaden entstanden.

Fast alle mit Kapuze aufgetaucht

Der Chef des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), Martin Balluch, sei der einzige gewesen, der ohne Kapuze aufgetaucht sei – er sei im Gegensatz zu seinen Mitstreitern „mit offenem Visier“ gekommen. Ob er mit Balluch gesprochen habe, um das zu regeln, wollte FPÖ-Fraktionsführer Hans-Jörg Jenewein wissen. „Nein, da hätt ich auch mit der Klomuschel oder einem Glasl reden können. Es kommt nix zurück“, so Mensdorff.

Mit Ex-Innenminister Günther Platter habe er in Zusammenhang mit den Tierschützern „nie“ Kontakt gehabt. Und Kleider-Bauer-Miteigentümer Werner Graf kenne er nicht. Von der gegen den VGT eingesetzten „SOKO Bekleidung“ habe er „aus der Zeitung erfahren“. Er sitze im südlichen Burgenland und habe keine Ahnung, was in Wien mit SOKOs geschehe.

„Hauptziel Jagdstörungen“

Das „Hauptziel“ der Tierschützer seien „Jagdstörungen“ gewesen, so Mensdorff. Sie hätten „Unruhe“ gestiftet, eine der Hauptsachen der Jagd sei aber nun einmal die „Ruhe“, beklagte der Jagdveranstalter. Er schob den Vergleich mit einem Golfspiel hinterher und erntete wieder Lacher: Das sei so, als würde man jemandem den Golfschläger wegnehmen und sagen: „Jetzt spiel weiter.“ Doch schränkte er ein, dass ihnen immerhin die Waffen nicht weggenommen worden seien.

Alfons Mensdorff-Pouilly im BVT-Untersuchungsausschuss
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Mensdorff beim Eintritt ins Lokal 7

„… wenn da einer laufend die Bälle frisst“

Es sei für ihn ein immenser wirtschaftlicher Schaden entstanden, immer weniger Mitglieder und Kunden seien gekommen, um auf seinem Gebiet zu jagen. „Wer geht auf den Golfplatz, wenn da einer laufend die Bälle frisst“, klagte Mensdorff. Balluch habe gesagt, man müsse gegen das Gesetz gehen, um aufzufallen – Kontakt mit dem Innenministerium habe er aber nie gesucht, so Mensdorff. Überhaupt wisse er nicht, wieso er vor den U-Ausschuss geladen sei – „keine Ahnung“.

„Einige Male“ habe er mit dem burgenländischen Landespolizeikommandanten über die Sache gesprochen, nicht aber mit dem Landeshauptmann: „Mit dem nicht, weil ich gewusst hab, das kann höchstens negativ ausgehen.“ Er sei nur mit Polizisten in Kontakt gestanden. Von Tierschützern attackiert sei er niemals worden. NEOS-Fraktionsführerin Stephanie Krisper drehte den Spieß um und fragte nach Attacken von Jägern auf Tierschützer.

„Übergriffe von Jägern auf Tierschützer amtsbekannt“

„Bei mir ganz sicher nicht“, so Mensdorff. Auch Zeuge eines solchen Angriffs sei er niemals geworden. „Es sind aber zahlreiche Übergriffe von Jägern auf Tierschützer amtsbekannt“, sagte Krisper. Dennoch habe Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP) in einer Anfragebeantwortung angegeben, dass keine Übergriffe von Jägern auf Tierschützer zu befürchten waren. Mensdorff dazu: „Ich hab keine Ahnung, das ist euer politisches Spiel, aber das geht mich einen Dreck an.“

Krisper zitierte aus Unterlagen, wonach Mensdorff mehrere Ministermitarbeiter zum Jagen eingeladen hat. Die Antwort wunderte kaum noch: Keine Minister seien bei ihm gewesen. Krisper las Mensdorff mehrere Namen von Ministermitarbeitern vor (u. a. Michael Kloibmüller, Kabinettschef des Innenministeriums), die bei Mensdorff zur Jagd waren. Mensdorff dementierte das. „Steht aber da drinnen“, so Krisper, sie entnehme es Medienberichten. Mensdorff: „Ja, und wissen Sie, wie viel Blödsinn da drin steht?“

Alfons Mensdorff-Pouilly im BVT-Untersuchungsausschuss
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Mensdorff wurde vielfach nach seinen Kunden und Gästen gefragt. Namen bestätigte er – bis auf zwei Ausnahmen – keine.

„2004 war meine Alte in der Regierung“

Jetzt-Fraktionschefin Alma Zadic zitierte ebenfalls aus Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass Mensdorff mit Ministern oder Ministeriumsmitarbeitern jagen war. ÖVP-Chef Werner Amon funkte dazwischen: „Das ist wieder so ein Dokument aus dem Bestand der Liste Jetzt. Keiner weiß, wie authentisch das ist.“ Zadic verwies auf einen Stempel des Innenministeriums. „Es hätte uns zur Verfügung gestellt werden müssen, wurde aber nicht geliefert“, so Zadic.

Er wisse nicht mehr, wer damals da war. „Glauben Sie, ich merk mir das?“, das sei ja 2004 gewesen. „Ich hab keine Ahnung, Sie müssen auch einmal einem kleinen Staatsbürger glauben“, brüllte Mensdorff. „2004 war meine Alte in der Regierung“ (er meinte seine Ehefrau Ex-ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat). Aber er wisse wirklich nicht mehr, wer dabei war. „Keine Ahnung! Interessiert mich auch nicht!“ Wenn er wirklich Einfluss auf die Politik und die Medien hätte, „dann hätte ich mit denen in den letzten Jahren nicht so ein Gscheißert“, so Mensdorff.

Pröll „ja nicht deppert“

Es sei überhaupt ein Geschäftsgeheimnis, wer bei ihm Jagen ist oder darauf eingeladen wurde. Auch angerufen habe er nirgendwo: „Und eines sag ich Ihnen: Mit meinem Telefon, wenn ich da angerufen hätte in irgendeinem Kabinett, dann wären sie alle davongelaufen vor lauter Angst“, so Mensdorff. Ob Ex-Minister Josef Pröll bei ihm war? „Zu Gast“ ja, sehr oft sogar, aber nicht auf Treibjagden. „Und wissen Sie, wenn Sie jemanden sehr oft treffen, dann wissen Sie nicht mehr, war das am Bahnhof, am Flughafen oder in der Wohnung“, so Mensdorff.

Pröll sei oft bei ihm gewesen, „aber nicht in seiner Zeit als Finanzminister, der ist ja nicht deppert“. Ob Kabinettsmitarbeiter bei ihm waren? Er könne gar nichts ausschließen, sonst komme wieder (Jetzt-Fraktionsführer) Peter Pilz und klage ihn. Außerdem könne es leicht sein, denn Kabinettsmitarbeiter waren vielleicht „Freunde von meiner Alten“ (wiederum Rauch-Kallat meinend), die seien vielleicht als Freunde da gewesen, nicht als Politiker.

„Hätt’ ich einen Hilferuf ablassen sollen?“

Ob er jemals mit diesen „Freunden“ seiner Frau über die Tierschützer gesprochen habe, könne er nicht sagen. „Und was hätt’ ich sollen, hätt’ ich einen Hilferuf ablassen sollen, von dem ich weiß, dass er nicht gehört wird?“ Auch die SPÖ fragte Namen ab: Ja, sagte Mensdorff bei Philipp Ita, damals Kabinettschef des Bundesministers für Inneres, sowie bei Christoph Ulmer, Ex-Kabinettschef von Ex-Minister Ernst Strasser. Dieser selbst habe nicht gejagt.

Ob seine Frau Rauch-Kallat die Tierschützer geklagt habe, wollte SPÖ-Mandatar Maurice Androsch wissen. „Warum soll die sie klagen?“, fragte Mensdorff. „Die ist doch eher auf deren Seite“, vermutete er. „Sie erinnern sich also nicht, dass Ihre Ehefrau den VGT geklagt hat auf Unterlassung und Widerruf?“, fragte SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer. Wenn, dann müsse das „vor vielen Jahren gewesen sein“.

300 Fasane aus Mensdorffs Voliere

Krainer zitierte aus kriminalpolizeilichen Unterlagen, wonach es tatsächlich 300 Fasane aus Mensdorffs Voliere waren, die 2004 freigelassen worden seien – das hatte er zunächst gegenüber Zadic noch entschieden in Abrede gestellt. Tatsächlich hatte Mensdorffs Gutsverwalter deswegen Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Anzeige war dann Teil des späteren Wiener Neustädter Tierschützerprozesses. „Ja, ja, kann schon stimmen“, so Mensdorff – und ließ mancherseits Vermutungen freien Lauf, es habe sehr wohl Einfluss Mensdorffs gegeben.