Krankenwagen vor der vierten Medizinischen Abteilung mit Infektions – und Tropenmedizin im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien
APA/Hans Punz
Coronavirus

21 Fälle in Österreich bestätigt

In Österreich sind mit Stand Dienstagvormittag 21 bestätigte Infektionen mit dem neuen Coronavirus aufgetreten. Das gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Wien bekannt. Zwei der Fälle wurden aus Wien bekannt, ein weiterer betraf Niederösterreich.

Laut Andreas Huber, Sprecher des Wiener Krisenstabs in Sachen SARS-CoV-2, handelt sich um ein Paar, das nach einem Italien-Aufenthalt nach Wien zurückgekehrt war und sich nun bei den Behörden meldete. „Das Paar ist vorige Woche in Italien auf Urlaub gewesen“, so Huber. Wo genau, sagte er nicht. Die Betroffenen hätten sich nunmehr gemeldet und seien vom Ärztefunkdienst wie vorgesehen zu Hause untersucht worden. Die Proben hätten bei beiden einen positiven Befund ergeben, worauf „beide mit leichterer Symptomatik in häusliche Absonderung an ihrer Wohnadresse“ geschickt worden seien.

Zum anderen bestätigte sich bei einer Frau im Bezirk Korneuburg der Verdacht einer Infektion. Auch bei ihr nehme die Erkrankung einen leichten Verlauf, sagte Detlef Polay, Sprecher des Einsatzstabs im Innenministerium. Die Patientin befinde sich daher mit zwei weiteren Familienmitgliedern ebenfalls in Heimquarantäne. Der „Patient null“ sei in diesem Fall bekannt: Die Betroffene habe Kontakt mit einer schon vor einigen Tagen als infiziert ermittelten Person gehabt – mehr dazu in noe.ORF.at.

Praktikantin am Wiener Landesgericht infiziert

Bekannt wurde am Dienstag auch, dass sich eine Praktikantin am Wiener Landesgericht mit dem Coronavirus infiziert habe. Entsprechende Informationen bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn. Die Frau habe am Montag den Dienst im „Grauen Haus“ angetreten und am Montagabend von einem positiven Test auf den SARS-CoV-2-Erreger erfahren.

Dienstagfrüh gab die junge Juristin dem Landesgericht ihre Erkrankung bekannt. Daraufhin wurde sie aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Eine Kollegin, die am Montag längeren Kontakt mit der jungen Frau hatte, wurde heimgeschickt. Vorsorglich wurde eine Hauptverhandlung abberaumt – die Betroffene hatte am Montag Kontakt zu einem Verfahrensbeteiligten gehabt. Die Betroffene befindet sich derzeit in Heimquarantäne, der Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) entscheidet über das weitere Vorgehen.

Laut Salzborn zeigt die junge Juristin keine Symptome: „Weder hustet sie noch weist sie sonstige Anzeichen auf eine Erkrankung auf.“ Bevor sie als Praktikantin dem Landesgericht zugeteilt wurde, hatte die Betroffene als studentische Mitarbeiterin in der Kanzlei jenes Anwalts gearbeitet, der als der am schwersten erkrankte heimische Covid-19-Patient gilt. Der Jurist befindet sich seit Längerem im Kaiser-Franz-Josef-Spital, er ist nicht ansprechbar. Seine Anwaltskanzlei hatte vorsorglich alle Mitarbeiter testen lassen.

350 in Quarantäne

Rund 350 Menschen befinden sich laut Anschober österreichweit weiterhin in Quarantäne. Meist handelt es sich dabei um Personen, die engen Kontakt mit am neuartigen Coronavirus Erkrankten hatten und als Vorsichtsmaßnahme auf behördliche Anweisung abgesondert wurden, hatte es am Montag vom Einsatzstab im Innenministerium geheißen. Es sei „wichtig, dass das alle durchhalten“, sagte Anschober bezüglich dieser Quarantänefälle.

Pressekonferenz von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
APA/Roland Schlager
Gesundheitsminister Anschober informierte am Dienstag über die aktuelle Zahl der Infizierten

„Ich appelliere daran, die Geduld zu haben. Wir haben eine Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen. Unser Grundkonzept ist, die Ausbreitung auf Basis des jeweiligen Erkrankungsfalles und des Umfelds zu unterbinden“, sagte der Minister vor dem Gesundheitsausschuss. Er habe den Eindruck, dass die meisten Betroffenen geduldig seien. Für die Bekämpfung des Virus sei man derzeit bei der Erarbeitung zusätzlicher Maßnahmen, „da werden wir morgen beim Ministerrat einiges mehr sagten können“, kündigte Anschober an und verwies zudem auf eine Sitzung des medizinisch-wissenschaftlichen Beraterstabs, der am Dienstagnachmittag im Gesundheitsministerium zusammenfinden soll.

Behörden „im Routinebetrieb“

Bereits am Montag hatten die heimischen Behörden vermeldet, „im Routinebetrieb“ angekommen zu sein. Die Krisenstäbe seien gut etabliert, sagte die Sektionschefin im Gesundheitsministerium, Brigitte Zarfl, bei einer Pressekonferenz mit dem stellvertretenden Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Lang. Menschen, die sich meldeten, würden identifiziert und von mobilen Einrichtungen getestet. In der weiteren Folge gebe es entsprechende Maßnahmen der Gesundheitsbehörden, so Zarfl. Auch die Infokampagne habe großen Zuspruch gefunden.

Angekündigt wurde am Montag auch, dass die für die Testung erforderlichen Laborkapazitäten weiter erhöht werden. In Wien werde „an der 24-Stunden-Verfügbarkeit des Labors der AGES gearbeitet“, sagte Zarfl. Die „effektive Laborzeit“ für Coronavirus-Tests betrage aktuell vier Stunden. Es werde aber weltweit daran gearbeitet, dass schnellere Untersuchungen zur Verfügung stehen. Diese könnten bald in Serienreife gehen, „wir rechnen damit in zwei Wochen“. Diese Tests sollen dann „innerhalb einer Stunde oder noch kürzer“ Ergebnisse liefern, sagte die Expertin.

Kreuzfahrtschiff mit Österreichern sitzt in Norwegen fest

Auf Testergebnisse müssen zurzeit auch die rund 1.200 Passagiere des Kreuzfahrtschiffs „Aida Aura“ warten. Zwei deutsche Passagiere des vor der norwegischen Küste liegenden Schiffes könnten sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Unter den Urlauberinnen und Urlaubern befänden sich auch elf Österreicher, sagte Peter Guschelbauer, Sprecher des Außenministeriums.

Laut der Kreuzfahrtreederei Aida Cruises im deutschen Rostock handelt es sich bei den beiden betroffenen Passagieren um ein Paar. Einer der beiden habe in der vergangenen Woche in einer Einrichtung gearbeitet, in der inzwischen zwei Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien.

13 deutsche Bundesländer betroffen

In Deutschland hatten sich bis Dienstagfrüh 188 Menschen bestägtigterweise mit dem Virus infiziert. Inzwischen seien insgesamt 13 Bundesländer betroffen, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Mit 101 Fällen bildete Nordrhein-Westfalen weiterhin den Schwerpunkt. Die Gefahr in Deutschland sei aber weiter als „mäßig“ einzuschätzen, sagte Schaade.

Neuinfektionen in Italien gehen zurück

In Italien stieg die Zahl der Neuinfizierten ebenfalls weiter – allerdings weniger schnell als zuvor. Am Montag wurden in der Region Lombardei, wo der Infektionsherd lokalisiert worden war, 258 neue Infektionsfälle gemeldet, das war nur noch die Hälfte gegenüber der Zahl der Neuinfizierten vom Sonntag. Italienweit haben sich bisher 1.835 Personen angesteckt, 52 Menschen starben. Die Zahl der bisher genesenen Patienten stieg auf 149. 50 Prozent der Infizierten würden keine Symptome vorweisen.

Trotz der sinkenden Zahl von Infektionen ist das lombardische Gesundheitssystem unter Druck. Die Krankenhäuser sind überlastet, die Behörden riefen daher private Kliniken auf, Betten für Patienten zur Verfügung zu stellen. Die Lombardei sucht zusätzliche Plätze für Patienten, die unter Quarantäne gestellt werden müssen. Das ehemalige Militärkrankenhaus Baggio in Mailand wird rund 50 Plätze zur Verfügung stellen. 6.600 Betten sollen in Militärstützpunkten in Norditalien bereitstehen. Infektiologen in der Lombardei sagten, dass Leute ab 65 Jahren zu Hause bleiben und Menschenansammlungen meiden sollten.

Globales Phänomen

Weltweit haben sich laut dem Berliner Robert-Koch-Institut inzwischen rund 90.900 Menschen in 73 Ländern nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert. Allein China hat nach offiziellen Angaben 80.280 Infizierte. „Das Geschehen verlagert sich etwas weg von China, und der Rest der Welt wird vermehrt betroffen“, so Schaade vom Robert-Koch-Institut. Seit Montag seien in China offiziell 115 Fälle hinzugekommen, in den restlichen 72 Ländern 1.700 Fälle. Es handele sich weiterhin um eine dynamische und ernstzunehmende Situation.

Eines der am stärksten betroffenen Länder ist der Iran. Nach offiziellen Angaben infizierten sich mittlerweile 2.336 Menschen. 77 Menschen seien an der vom Virus ausgelösten Lungenkrankheit gestorben, teilte das Gesundheitsministerium mit.