Innenminister Karl Nehammer, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober
APA/Herbert P. Oczeret
Coronavirus

Flugstopp nach Südkorea, Norditalien und in Iran

Zur Eindämmung des Coronavirus werden in den kommenden zwei Wochen die Direktflüge aus Österreich in den Iran, nach Südkorea und zu den norditalienischen Flughäfen Bologna und Mailand eingestellt. Das teilte die Bundesregierung am Freitagabend mit.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigten zudem „punktuelle Gesundheitschecks“ an Grenzübergängen an. Diese sollen in Zusammenarbeit zwischen Polizei und Gesundheitsteams erfolgen, die Fiebermessungen vornehmen. Die Maßnahme soll einerseits dabei helfen, Infizierte zu entdecken, andererseits zu stärkerer Bewusstseinsbildung und zu einer Reduktion des Grenzverkehrs führen, so Kurz.

Strengere Einreiseregeln soll es zudem für Menschen aus Coronavirus-Krisenregionen – also Teilen Chinas, Südkorea und dem Iran – geben. Sie müssen künftig bei der Einreise ein aktuelles Attest in Englisch oder Deutsch vorweisen können, in dem bestätigt wird, dass sie nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Denn prinzipiell ist auch nach einem Aus der Direktflüge möglich, beispielsweise von Teheran über Istanbul weiter nach Österreich zu reisen. Die Maßnahmen sollen kommende Woche in Kraft treten und nach zwei Wochen evaluiert werden.

Pressekonferenz: Aktuelle Entwicklungen zum Coronavirus

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gaben im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bekannt.

Keine Absagen von Großveranstaltungen

Ziel sei es, die „Ausbreitung einzudämmen und zu verlangsamen“, so Kurz. Aufgrund der „ernsten Zuwächse“ im Iran und der italienischen Lombardei seien die Maßnahmen notwendig, ergänzte Anschober. Einen völligen Einreisestopp für Personen aus den stark betroffenen Ländern mit voller und partieller Reisewarnung wird es nicht geben, Grenzübertritte werden weiterhin möglich sein. „Wir haben uns bewusst entschieden, keine Grenzen zu schließen, sondern den Reiseverkehr drastisch zu reduzieren und damit das Risiko abzusenken“, sagte Anschober.

Absagen von Großveranstaltungen, wie es sie in vielen Ländern bereits gibt, sind laut dem Gesundheitsminister aktuell aber nicht notwendig. Die Lage werde aber „von Woche zu Woche neu bewertet“. Kurz betonte, dass die Maßnahmen „nicht überschießend“ sein dürften.

Anschober befürchtet hohe Dunkelziffer

Anschober, der am Freitag beim Gesundheitsministerrat der EU in Brüssel war, sprach von einer „schwierigen Situation“ und davon, „dass die Zahlen in Südkorea und Iran eine drastische Steigerung erfahren, und auch in der Lombardei sehr ernst zu nehmende Zunahmen zu verzeichnen sind“. Weltweit gibt es mittlerweile 101.000 bestätigte Fälle, und man gehe von einer erheblichen Dunkelziffer aus.

Nehammer kündigte an, man werde intensiv mit den Behörden der Nachbarländer kommunizieren und zusammenarbeiten, damit rasch Maßnahmen ergriffen werden können. Er forderte zu Eigenverantwortung auf und verwies erneut auf das Gesundheitstelefon 1450 sowie die empfohlenen Maßnahmen zu Handhygiene.

Grafik zu Coronavirus-Schutzmaßnahmen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

ÖBB stellen Nachtzugsverbindungen nach Oberitalien ein

Unterdessen teilten die ÖBB mit, dass die Nachtzugsverbindungen nach Oberitalien vorerst eingestellt werden. Betroffen davon ist der ÖBB Nightjet nach Mailand und jener nach Venedig. Aufgrund der verschärften Reisewarnungen für die Regionen Lombardei und Venetien werden darüber hinaus heute keine ÖBB-Zugsbegleiter sowie im Auftrag der ÖBB tätiges Catering-Personal mehr in diese italienischen Regionen fahren. Ebenso eingestellt werde die InterCity-Busverbindung von Klagenfurt/Villach nach Venedig.

Die Tageszugsverbindungen nach Bologna, Udine, Triest, Verona und Venedig bleiben laut ÖBB bis auf Weiteres aufrecht, da diese Züge auf italienischer Seite von italienischen Partnerbahnen geführt werden. Die ÖBB betonen in der Aussendung, dass Züge von und nach Italien einer zusätzlichen Reinigung und Desinfektion unterzogen werden.

Zugsverbindungen nach Bozen in Südtirol würden von den ÖBB ebenso weitergeführt wie bis auf Weiteres der ÖBB Nightjet nach Rom. Die Auswirkungen auf Fahrgäste schätzen die ÖBB derzeit gering ein, da die Buchungslage für Züge nach Italien in den letzten Wochen deutlich gesunken sei. Die ÖBB teilten weiters mit, dass ÖBB-Tickets nach Italien mit Gültigkeit zwischen 23. Februar und 12. März weiterhin kostenlos storniert werden können.

Nun Fälle in allen Bundesländern

Das Coronavirus erreichte auch alle österreichischen Bundesländer: Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Österreich ist mit Stand Samstag, 8.00 Uhr, auf 74 gestiegen. Das geht aus Angaben des Gesundheitsministeriums hervor. Bei einer Pressekonferenz am Freitagabend hatte Kurz noch von 63 positiv getesteten Personen berichtet. Insgesamt wurden hierzulande bisher 4.308 Menschen auf das Virus getestet.

Zuletzt wurden erstmals Fälle aus dem Burgenland gemeldet. Eine vierköpfige slowakische Familie zeigte Symptome, befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne und wird ärztlich betreut. Das berichtete der Landesmedienservice Burgenland.

Die vier Erkrankten befinden sich in ihrem Ferienhaus im Bezirk Neusiedl am See. „Die Mutter der Familie befand sich vor Kurzem bei einem internationalen Kongress in den USA. Am Tag nach ihrer Rückkehr zeigte sie erste Symptome und wurde danach auch informiert, dass sie bei dem Kongress nachweislichen Kontakt mit bestätigt Covid-19-Erkrankten gehabt hat.“

Familie und Kontaktpersonen in Quarantäne

Da auch die restlichen Familienmitglieder – der Ehemann sowie zwei Kinder – grippeähnliche Symptome mit teilweise hohem Fieber zeigten, wurde von allen vier Familienmitgliedern auf behördliche Anordnung ein Rachenabstrich genommen und eingeschickt, informierte die Sprecherin des Koordinationsstabs Coronavirus. In weiterer Folge werden nun die Kontaktpersonen der Familienmitglieder schnellstmöglich ermittelt. Diese werden dann 14 Tage lang in häusliche Quarantäne geschickt, kündigte das Land an – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Regierung präsentiert Maßnahmen

Um die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen zu können, hat die Bundesregierung einige neue Maßnahmen präsentiert: So sollen an der italienisch-österreichischen Grenze punktuell Gesundheitschecks durchgeführt werden. Außerdem soll es bis auf Weiteres keine Flüge nach Mailand, Bologna, Südkorea und in den Iran mehr geben.

Auch in Oberösterreich wurden drei neue Fälle vermeldet. Im Umfeld des ersten Oberösterreichers, bei dem eine Ansteckung mit dem Virus nachgewiesen worden war, wurden bei drei weiteren Personen CoV-Infektionen festgestellt – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In Tirol wurden ebenfalls drei weitere Personen – zwei Männer und eine Frau – positiv auf das Coronavirus getestet. Alle drei Personen stammen aus Norwegen, teilte das Land in einer Aussendung mit – mehr dazu in tirol.ORF.at

Coronavirus sorgt für Schulsperren

Unterdessen sorgte das Coronavirus auch für mehrere Schulsperren: Eine Volksschule in der Galileigasse in Wien-Alsergrund wurde am Freitag wegen zweier Coronavirus-Verdachtsfälle im Lehrkörper geschlossen. Die beiden möglicherweise infizierten Lehrerinnen wurden mittlerweile getestet. Bis spätestens Montag sollen die Ergebnisse zur Schule in der Galileigasse vorliegen – danach werde über entsprechende weitere Maßnahmen für die Schule entschieden, hieß es von der Stadt.

Coronavirus: Schulen geschlossen

In Österreich hält sich die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus zwar in Grenzen, aber im Laufe der Woche ist die Zahl der Neuerkrankten doch deutlich gestiegen. Da unter den Infizierten auch einige Schülerinnen und Schüler sind, waren am Freitag auch Klassen und ganze Schulen geschlossen.

Die beiden Lehrkräfte hatten offenbar Kontakt zu zwei Coronavirus-Infizierten. Der Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien sagte gegenüber Radio Wien, dass sie seit Donnerstag selbst Symptome aufweisen. „Deswegen wurde in Absprache mit der Bildungsdirektion den Schülerinnen und Schülern empfohlen“, der Schule fernzubleiben, so Andreas Huber – mehr dazu in wien.ORF.at.

Privatschule in Wien 14 Tage geschlossen

Am frühen Nachmittag wurde in Wien eine Klasse abgesondert: Betroffen ist das Lycee Francais, eine Privatschule ebenfalls in Wien-Alsergrund. Auslöser ist eine Familie, die sich bei einer religiösen Veranstaltung im Elsass infiziert haben dürfte. Einer der Söhne besucht die Schule, in seiner Klasse fand am Freitag kein Unterricht statt. Die infizierte Familie befindet sich in häuslicher Quarantäne.

Laut der Schulleitung soll die Schule ab kommendem Montag für 14 Tage geschlossen bleiben. Die Maßnahme sei im Einverständnis mit der französischen Botschaft sowie in Koordination mit den österreichischen Gesundheitsbehörden erfolgt, informierte die Privatschule.

Mädchen in Stockerau positiv getestet

Zuvor wurde bekannt, dass am Gymnasium Stockerau in Niederösterreich ein Mädchen positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Mitschüler und Mitschülerinnen in der Klasse der Infizierten und Lehrer befinden sich nach Angaben aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) in häuslicher Quarantäne. Sollten Symptome auftreten, würden sie ebenfalls getestet. Auch eine Mitarbeiterin am Landesklinikum Korneuburg wurde positiv getestet – mehr dazu in noe.ORF.at.

Zu Mittag wurde bekannt, dass auch in Kärnten eine Schule geschlossen wurde, weil ein Mitglied des Lehrkörpers in Kärnten mit einem Coronavirus-Fall in Kontakt gekommen sein soll. Die International School in Velden wurde daher aus Sicherheitsgründen geschlossen – das weitere Vorgehen wird mit den Behörden abgesprochen, hieß es auf der Website der Schule.