Test auf das Coronavirus
APA/dpa/Sven Hoppe
Fast 400

Deutlicher Anstieg bei CoV-Infektionen

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen ist in Österreich stark gestiegen. Seit Freitag gab es mit 394 bestätigten Neuinfizierten, laut Zahlen des Epidemiologischen Meldesystems (EMS), einen neuen Höchstwert seit dem Lockdown im April. Vor allem Urlaubsheimkehrer ließen die Zahlen zuletzt ansteigen.

Insgesamt gab es bis Samstag 11.00 Uhr 26.805 bestätigte Fälle, geht aus dem amtlichen Dashboard des Gesundheitsministeriums hervor. ORF.at verwendet immer die EMS-Zahlen als Basis seiner Berichterstattung. 1.160.743 Tests wurden durchgeführt und gemeldet, 12.799 mehr als am Vortag. Es sind mit 144 Personen zwar weniger Menschen im Spital, mit 30 Personen auf der Intensivstation aber mehr schwerer erkrankt. An den Folgen der Infektion verstorben sind bisher 726 Menschen. Für die Zählung ist die Definition des EMS ausschlaggebend.

Mit 213 Fällen wurden bis Samstag, 8.00 Uhr, die meisten neuen Infektionen in Wien verzeichnet, gefolgt von Tirol mit 55, Oberösterreich mit 53 sowie Niederösterreich mit 35. Nur einen Fall gab es im Burgenland, drei in Vorarlberg, vier in Kärnten, zehn in der Steiermark und 13 in Salzburg. Mit fast 7.700 Fällen gibt es in Wien zwar absolut die meisten Fälle, in Relation zur Einwohnerzahl führt jedoch Tirol.

Wien verwies in einer Aussendung einmal mehr auf seine Teststrategie, täglich würden durchschnittlich 3.565 Testungen durchgeführt. Daher gebe es in Wien vergleichsweise auch mehr Fälle. Auch sei man in der Verfolgung von Clustern strikt, heißt es. Im Siebentagesvergleich pro 100.000 Einwohner liege Wien hinter Wels, Innsbruck und Kufstein.

Reproduktionszahl gesunken

Freitagnachmittag hatte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die epidemiologische Auswertung für die vorangegangenen 13 Tage publiziert. Die effektive Reproduktionszahl des Coronavirus – wie viele Menschen steckt im Durchschnitt ein Betroffener an – ist in Österreich für den Zeitraum von 14. bis 26. August auf 1,14 gesunken. Im vorangegangenen Vergleichszeitraum hatte sie noch 1,31 betragen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte in seiner Erklärung am Freitag, dass die Regierung kommende Woche die Ansteckungssituation bewerten und über weitere Maßnahmen beraten werde. Die Lage könne schnell wieder ernst werden, so Kurz in Hinblick auf den Herbst und den anstehenden Schulbeginn sowie die jährliche Grippewelle. Es werde weiterhin eine Wellenbewegung zwischen Infektionen und Maßnahmen geben.

CoV-Ampel besteht Generalprobe

Als Vorbereitung auf den Herbst und mögliche nötige regionale Vorgehensweisen gegen das Coronavirus ist am Donnerstag die nicht öffentliche Generalprobe für die CoV-Ampel erfolgt. Die letzten Tests hätten „gezeigt, dass die Kommission und damit die Ampelschaltung bereits gut arbeitsfähig sind“, teilte das Gesundheitsministerium in einer Aussendung mit.

Über ein vierstufiges System ausgehend von Grün (niedriges Risiko) über Gelb und Orange bis Rot (sehr hohes Risiko) sollen ab Freitag vor Schulbeginn in Ostösterreich die Farben samt jeweiligen Maßnahmen online gehen. Mindestens einmal pro Woche oder auch öfter wird ab kommender Woche auf einer Website die jeweilige epidemiologische Lage der Regionen bis zu den Bezirken – außer im Fall von Wien – in einer der vier Farben samt daraus abgeleiteten Folgen präsentiert.

Konsequenzen noch offen

Für die Beurteilung durch eine zuständige Kommission sind vier Indikatoren relevant: Fallzahlen in den vergangenen sieben Tagen, die Anzahl der Tests, Cluster-Aufklärungen (also ob man die Infektionen zurückverfolgen kann) sowie die Kapazitäten in Spitälern. Die 19-köpfige Kommission besteht aus Vertretern des Krisenstabs, des Bundeskanzleramts, des Gesundheitsministeriums, Virologen und Public-Health-Experten sowie Ländervertretern.

Noch ausständig sind die von Ländern, dem Gesundheitsressort und anderen Ministerien zu erarbeitenden Leitlinien zu Konsequenzen der jeweiligen Ampelschaltung. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es, diese würde gerade „finalisiert“. Sie werden nach Fertigstellung veröffentlicht. Offen sei bis zur ersten Ampelschaltung laut Ministerium, „wie sich Ballungsräume auf das Infektionsgeschehen auswirken“.