Die aktuelle Corona-Ampel in Österreich.
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CoV-Ampel

Wieder „sehr hohes Risiko“ in Salzburg

Erstmals seit Mai ist mit Salzburg wieder ein Bundesland in der roten Zone angelangt – das heißt, es herrscht gemäß Ampelkommission „sehr hohes Risiko“, sich mit CoV zu infizieren. Die übrigen Länder sind, mit Ausnahme des begünstigten Burgenlands, orange, es besteht also „hohes Risiko“. Eine Aktivierung der nächsten Schritte des drei Stufen umfassenden Maßnahmenkatalogs der Regierung rückt näher.

Das Burgenland ist bei der risikoadjustierten 7-Tage-Inzidenz, die neben der Fallzahl auch Faktoren wie Alter der Patienten bemisst, als einziges Bundesland unter dem Wert von 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner. Salzburg hat mit 223,3 hauchdünn vor Wien (223,1) den schlechtesten Wert.

Bei der für die Farbgebung nun wichtigen Risikozahl ist Salzburg als einziges Land über 100 und daher Rot. Wien ist mit 91,5 auch schon gefährdet. Auf der anderen Seite sind Kärnten und die Steiermark nur knapp über der Grenze zum mittleren Risiko.

Die Risikoeinschätzung der Ampelkommission bezieht sowohl das Verbreitungsrisiko (Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch die Verbreitung von Covid-19) als auch das Systemrisiko (Gefahr der Überlastung des Gesundheitsversorgungssystems mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten) mit ein.

Interview mit Salzburgs ÖPV-Gesundheitslandesrat

Salzburgs ÖPV-Gesundheitslandesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl zur Situation in Salzburg, das als erste Bundesland auf der CoV-Ampel erneut auf „Rot“, also aus „sehr hohes Risiko“, gestellt wurde.

Der Salzburger Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) übte allerdings Kritik: „Die Entscheidung der Ampelkommission ist nicht kompatibel mit dem Maßnahmenplan der Bundesregierung“, sagte Stöckl am Donnerstagabend in der ZIB Nacht. Er sei „sehr überrascht“ über die Entscheidung, so Stöckl mit Verweis unter anderem auf die niedrige Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten.

Niedrig blieb vergangene Woche jedenfalls die Zahl der Tests mit Ausnahme Wiens, wo auf 100.000 Einwohner rund 54.000 Tests kamen. Zudem wird in der Bundeshauptstadt besonders oft der verlässlichere PCR-Test angewandt. Das dürfte ein Hinweis darauf sein, warum in Wien die Zahl der asymptomatischen Fälle mit 54 Prozent weit über dem Bundesschnitt von 36 Prozent liegt. Die anderen Länder sind im Testbereich bei 30.000 bis 40.000 – Tirol gar nur noch bei knapp 12.000 pro 100.000.

Die höchste Inzidenz hatte zuletzt Krems/Donau mit gut 346 vor Braunau mit 336. Gesamt lagen rund 15 Gemeinden über einer Inzidenz von 200. Der Bezirk Jennersdorf im Südburgenland hat mit rund 29 den besten Wert.

„Neue Maßnahmen mit Eilesschritten“

Seit Mittwoch sind in Österreich neue Coronavirus-Maßnahmen in Kraft – steigende Infektionszahlen und die nun für die weiteren Schritte maßgebliche Belegung der Intensivstationen legen eine baldige Aktivierung der nächsten Schritte des drei Stufen umfassenden Maßnahmenkatalogs der Regierung nahe. Laut der Epidemiologin Eva Schernhammer von der MedUni Wien ist dieser „sehr wohl durchdacht“. Auf die Frage, ob weitere Maßnahmen drohen, sagte Schernhammer am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal aber auch: „Der Zeitpunkt kommt mit Eilesschritten auf uns zu.“

Schernhammer verwies auf die Impfquote von derzeit rund 60 Prozent. „Die Impfraten bleiben stagnierend“, derzeit bewege sich hier „fast nichts“, so Schernhammer: „Insofern glaube ich auch, dass irgendwelche weiteren Maßnahmen auf uns zukommen werden.“ Ob man hier nun Anreize fürs Impfen setze oder versuche, jene zu bestrafen, die sich nicht impfen lassen, sei die in den nächsten zwei, drei Wochen zu klärende Frage.

Die Experten des Covid-19-Prognose-Konsortiums erwarten, dass der Schulbeginn in den westlichen Bundesländern zu einem ähnlichen Anstieg der gemeldeten positiven Tests in den Altersgruppen der schulpflichtigen Bevölkerung führen wird, wie das im Burgenland, in Niederösterreich und Wien der Fall war. Aufhorchen ließ die Expertenkommission schließlich mit ihrer Prognose in Sachen Intensivbettenbelegung.

Intensivstationen wieder im Fokus

Österreichweit werde ein Zuwachs von 9,8 auf 15,9 Prozent Intensivbettenbelegung durch CoV-Patienten erwartet. Das sind 326 statt aktuell rund 200 schwerstkranke Patienten und übersteigt die von der Coronavirus-Kommission definierte Grenze zum mittleren Systemrisiko, heißt es in der Berechnung für das Gesundheitsministerium von Mittwoch.

Im Burgenland, in Vorarlberg, Wien sowie in Nieder- und Oberösterreich könne im Worst-Case-Szenario innerhalb des Prognosezeitraums ein Überschreiten der 33-Prozent-Marke nicht ausgeschlossen werden, warnten die Modellrechner. Sollte sich der seit Beginn des Sommers steigende Trend der Infektionszahlen nicht bald umdrehen, steige die Wahrscheinlichkeit des Erreichens dieser Auslastungsgrenze zunehmend.