Lifttrasse mit Schnee neben aperen Bereichen
APA/Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl
Trotz Schneemangels

Wintertourismus zufrieden mit Buchungslage

Trotz Schneemangels in ganz Österreich zeigt sich die Tourismusbranche mit der Auslastung über die Weihnachtsfeiertage zufrieden: Die hohen Temperaturen haben zwar den Skipisten, aber nicht den Buchungen zugesetzt. Entscheidend für eine positive Bilanz der heurigen Saison dürften aber die Temperaturen der nächsten Wochen werden – denn für die gästestarken Monate Februar und März wird dringend Neuschnee benötigt.

Zu Beginn der Saison hatte der österreichische Wintertourismus allen Grund zur Freude: Nach weitreichenden Einbußen in den vergangenen Jahren hat sich die Branche mittlerweile wieder an die Zahlen aus den Jahren vor der Pandemie angenähert. Die Nächtigungen lagen mit 4,88 Millionen heuer nach 2018 und 2019 sogar auf dem dritthöchsten November-Wert, teilte die Statistik Austria Ende Dezember mit.

Mehr als die Hälfte der Nächtigungen ging dabei auf Gäste aus dem Ausland zurück – mit den meisten Touristinnen und Touristen aus Deutschland. Auch die Nächtigungen inländischer Gäste stiegen um 40 Prozent auf 2,04 Millionen. Gegenüber 2017 legten die Nächtigungen um 0,8 Prozent zu, im Vergleich zum CoV-geprägten November des Vorjahres ergab sich ein Zuwachs von 49,5 Prozent.

Spitzentemperaturen wie im März

Das außergewöhnlich milde Wetter in den Bergen setzt den Skipisten allerdings in ganz Österreich zu – weiterhin sind winterliche Temperaturen und Schnee in Tallagen nicht in Sicht. „Im Höhenbereich hatten wir mit dem Föhn zu Silvester Spitzentemperaturen wie normalerweise im März. Oben macht die Piste dann rasch auf und wird weich, in Kaltluftseen im Tal hat sie in der Nacht mitunter angezogen", so Erich Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahnen und Geschäftsführer der Schmittenhöhebahn in Zell am See.

In den vergangenen zwei Tagen seien die Temperaturen wieder deutlich gesunken, im Höhenbereich liege man aber nach wie vor nicht klar im Minus. „Die Pisten halten das gut aus, weil es jetzt kühler geworden ist. Aber es gibt Pistenabschnitte, wo man gerne mehr Schnee hätte. Und bis 2.000 Meter Seehöhe wird es in den kommenden Tagen weiterhin nicht möglich sein zu beschneien“, so Egger. Kühlere Temperaturen seien zwar bereits angesagt, die Prognosen würden sich allerdings derzeit ständig ändern.

Kleine Skigebiete stellen Betrieb ein

Aufgrund des Schneemangels sind aktuell viele Pisten eisig, daneben gibt es oft keine Sturzräume, was mitunter auch zu Todesfällen geführt hat. Weil es an Naturschnee fehlt und es derzeit zu warm für die technische Beschneiung ist, haben zudem einige niedrig gelegene kleine Skigebiete bereits den Betrieb eingestellt.

Andere Skigebiete disponierten kurzfristig um: In Niederösterreich beförderten einige Lifte auch Fußgänger, um Wandern statt Skifahren zu ermöglichen, wie etwa die Ötscherlifte in Lackenhof am Ötscher. Zudem lag die Auslastung der Thermen über dem Normalniveau – mehr dazu in noe.ORF.at.

Schneemangel hat noch keine Folgen für Buchungslage

Der Schneemangel und die damit verbundenen Probleme haben allerdings laut Auskunft von Touristikern noch kaum Auswirkungen auf die Buchungslage. Diese sei in Tourismusorten derzeit trotz oft fehlenden Schnees „sehr gut“, so Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP). Die Klimaerwärmung sei zwar „eine Herausforderung. Aber ich warne vorm Schwarzmalen.“

„Die Gäste kamen, auch wenn wir ihnen kein Winter-Wonderland bieten konnten“, zog auch Niederösterreichs Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) eine positive Bilanz über die Weihnachtsfeiertage. „Viele Gastgeber zeigen sich mit der Buchungslage der Weihnachtsferien zufrieden. Ausgeblieben sind nicht die Gäste, sondern nur Frau Holle.“

Auch in Tirol lag man, was Nächtigungen und Buchungen betrifft, mit Stand Ende Dezember auf demselben Niveau wie in der Vor-Coronavirus-Zeit, sagte Tirol-Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler im APA-Gespräch. In der Stadt Salzburg sind die Urlaubsgäste ebenso zurück wie in den Skigebieten im Land. Dort lag die Auslastung in der Hotellerie mancherorts weit über 90 Prozent. Auch für den Jänner verbuche die Region eine Auslastung von aktuell 70 Prozent, Touristiker rechnen mit weiteren Buchungen für die kommenden Wochen.

Außenbereich eines Gasthauses in einem Skigebiet
ORF.at/Christian Öser
Eine milde Südwestströmung und Föhn waren für einen extrem milden Jahreswechsel in Österreich verantwortlich

Neuschnee dringend benötigt

Sollte es nicht bald kälter werden und Neuschnee geben, könnte das aber Folgen für die traditionell gästestarken Monate Februar und März haben. „Der Weihnachtsgast ist ein absoluter Familienurlauber, der sich sehr freut, wenn er zu Weihnachten auf der Terrasse sitzen und das schöne Wetter genießen kann. Der Jänner-Gast ist ein sehr sportlicher, aktiver Gast, für den Skifahren an oberster Stelle steht“, schilderte die Geschäftsführerin der Hochkönig Tourismus GmbH, Christine Scharfetter, – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Werde das Tauwetter in den nächsten Wochen andauern, könnte es da und dort keine neuen Buchungen mehr geben, sagte auch Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), vergangene Woche zur APA. Auf bereits bestehende Buchungen werde das aber wohl kaum eine Auswirkung haben. „Die Leute, die schon gebucht haben, werden wohl kommen“, so Veit. „Meinem Wissen nach hat es zwischen Weihnachten und Dreikönige keine Stornierungen wegen Schneemangels gegeben. Die Gäste sagen ihren Urlaub ja nicht ab, wenn von zehn nur fünf Lifte laufen.“

Infografik zum Schneetrend Österreichs bis 2100 unter Einhaltung des 2-Grad-Ziels
Infografik zum Schneetrend Österreichs bis 2100 im „worst case“ Szenario
FuSE-AT/ORF FuSE-AT/ORF
Entwicklung der Schneelage bis 2100 mit verschiedenen Klimaschutzmaßnahmen. Zum Vergleichen blauen Button verschieben

Schwächerer Jänner bereits erwartet

Dass der Jänner prinzipiell schwächer werde, sei zudem im Vorhinein schon klar gewesen. „Die Gäste aus Russland und der Ukraine, die sonst zu den orthodoxen Feiertagen gekommen wären, fehlen heuer. Und auch der englische Gast fällt in manchen Bereichen aus“, sagte Veit, der selbst ein Hotel im Salzburger Tourismusort Obertauern betreibt. „Die Stammgäste stehen aber grundsätzlich zu ihren Häusern und ihrer Region. Und die, die mit dem Auto anreisen, fahren dann durchaus fürs Skifahren einmal in die höheren Skigebiete, etwa nach Obertauern oder aufs Kitzsteinhorn.“

Die Einschätzung des ÖHV-Präsidenten wird auch im Salzburger Pinzgau geteilt. Es gebe derzeit keine Stornierungen wegen der Schneelage, sagte eine Mitarbeiterin des Tourismusverbandes zur APA. „Mitte Jänner ist bei uns nie besonders gut gebucht, wir haben da ein ausgeprägtes Jänner-Loch. Für Februar und März kann es natürlich sein, dass Gäste mit der Buchung noch zuwarten und schauen, wie sich die Schneelage entwickelt.“

Personalmangel bleibt Herausforderung

Neben dem Klima bleibe der Arbeitskräftemangel eine große Herausforderung im Tourismus, gab Tourismusstaatssekretärin Kraus-Winkler zu bedenken. Man brauche ausländische Mitarbeiter, auch die Betriebe müssten sich ändern. Die Tourismusförderung werde neu ausgerichtet. Für Chinesen sollen EU-Regeln gelten.

„Für heuer kommen wir so halbwegs durch, aber vor der nächsten Wintersaison brauchen wir früh genug eine nachhaltige Lösung und kein Flickwerk. Wir haben am Arbeitsmarkt einfach zu wenige Leute“, sagte Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber (ÖVP) und plädierte für eine Vereinfachung der Rot-Weiß-Rot-Card für Drittstaatsangehörige.