Wien-Simmering

Beim Wohnen drückt der Schuh

„Ich bin ja für starke Frauen in Führungspositionen. Ich will die Frau Bierlein, die gefällt mir“, sagt Marianne Kessler in Wien-Simmering scherzhaft. „Das ist so eine tolle, gscheite Frau – souverän, ruhig, da ist nichts emotional.“ Nicht nur von der Bundeskanzlerin ist zum Finale der ORF.at-„Wahlstimmen“ die Rede. Wohnen, Arbeit und Geld sind große Themen.

„Das zurzeit Wichtigste für mich wäre eigentlich das Thema Einkommen und auch Altersarmut“, so Kessler weiter. „Früher hat mein Opa die Familie ernähren können. Wer kann das heutzutage noch, wenn nur mehr einer arbeiten geht?“

„Ich habe vor ein paar Jahren eine Wohnung gesucht, bin dann nach Simmering gezogen, weil ich mir gedacht habe, da ist es billiger. Nur, man findet halt einfach keine billigen Wohnungen mehr“, erzählt Markus Rauscher. „Ich habe selber auch schon fünf bis sechs Leute kennengelernt, die sich das Wohnen da einfach nicht mehr leisten haben können und die dann auf das Land rausgezogen sind, weil einfach die Mieten wesentlich niedriger sind“, sagt Michael Brandl.

„Irgendwas läuft schief“

Wer fleißig arbeitet, soll auch genug fürs Leben verdienen, sagt Martina Beil in Wien-Simmering.

„Korrupte Stimmung“

Die letzten Jahre hindurch nimmt Martina Beil „eine sehr korrupte Stimmung“ wahr, wie sie erzählt: „Es hat keinen Spaß mehr gemacht, sich Nationalratssitzungen anzuschauen. Es wurde sehr emotional argumentiert, es wurden Menschen verspottet. Die Kommunikation war eine ganz fürchterliche. Ein schlechtes Vorbild für Schüler und Kinder. Man hatte sogar Angst, dass sich jemand einen Kreislaufkollaps zuzieht, während er die Rede hält“, sagt Beil.

Fotostrecke mit 10 Bildern

U-Bahn-Station Enkplatz in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Interviewpartner und Kameras vor der katholischen Kirche Zur Unbefleckten Empfängnis in Simmering vor dem blauen ORF.at-„Wahlstimmen“-Bus in Wien, Simmering
ORF.at/Carina Kainz
Straßenbahn und Autos auf der SImmeringer Hauptstraße in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Interviewpartnerin und Kamera vor dem blauen ORF.at-„Wahlstimmen“-Bus in Wien, Simmering
ORF.at/Carina Kainz
Spiegelung der Simmeringer Hauptstraße in der U-Bahn-Station Enkplatz in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Interviewpartnerin und Kamera vor dem blauen ORF.at-„Wahlstimmen“-Bus
ORF.at/Carina Kainz
Interviewpartner und Kameras vor dem blauen ORF.at-„Wahlstimmen“-Bus in Wien, Simmering
ORF.at/Carina Kainz
Interviewpartnerin vor dem blauen ORF.at-„Wahlstimmen“-Bus
ORF.at/Carina Kainz
Amtshaus Simmering und U-Bahnstation Enkplatz im Gegenlicht
ORF.at/Carina Kainz
Passanten vor dem Wien-Süd-Zentrum in Simmering, Wien
ORF.at/Carina Kainz

„Man hat doch relativ viele Skandale mitbekommen in letzter Zeit. Als Politiker kommt man aus jedem Skandal locker raus. Sollte das ein anderer machen, kommt der hundertprozentig dafür in Häf’n“, sagt Michael Brandl – er wohnt seit vielen Jahren in Simmering. „Es ist für mich ein bisschen so wie ein Autounfall, weil ich ärgere mich über die Streitereien und über alles, was passiert. Dennoch muss ich mir jedes Wahlduell anschauen.“

„Zerfetzen im Wahlkampf“

„Wenn sich die Parteien innerhalb des Wahlkampfs so sehr zerfetzen, dass sie sich nicht mehr in die Augen schauen können, die müssen irgendeinen Partner finden, mit dem sie regieren können“, sagt Karl Anibas. Auch Bestandsaufnahmen zur SPÖ werden am „Wahlstimmen“-Set geäußert: Martina Beil findet SPÖ-Chefin Rendi-Wagner „toll“: „Das ist eine gebildete Frau, sie ist nicht unter der Gürtellinie“, findet die Wienerin aus dem Bezirk Landstraße.

„Alltagsprobleme werden kaum angesprochen“

Klimawandel und Parteispenden sind in aller Munde, dafür werden die „Alltagsprobleme des normalen Volks kaum angesprochen“, findet „Dolfi“.

Vor Ort ist auch „Dolfi“ – das langjährige SPÖ-Mitglied will seinen Namen nicht preisgeben. Der 81-Jährige erzählt über Veränderungen innerhalb der Partei über die vergangenen Jahrzehnte: „Der Gemeindebau war einmal eine Hochburg der Sozialisten, in Simmering waren die Sozialdemokraten bei jeder Wahl Spitze, in ganz Wien“, sagt „Dolfi“ zu ORF.at. Heute habe man einen FPÖ-Bezirksvorsteher. „Das muss ja irgendeine Ursache haben“, glaubt „Dolfi“.

„Sollen alle wählen gehen“

Manche zweifeln an der Verwirklichung von Vorhaben durch die Parteien: „Ich hab vor, mir die Wahlprogramme noch ein bisschen anzuschauen. Ich bin aber leider nicht davon überzeugt, dass das, was in den Wahlprogrammen steht, auch wirklich umgesetzt wird“, meint Elisabeth Rohrhofer.

„Dolfi“ ruft via ORF.at auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen: „Auch die Jungen, die Nichtwähler, sollen alle wählen gehen, weil unsere Großeltern, Eltern haben das Wahlrecht erkämpft, und das soll man nicht leichtfertig herschenken.“

Blauer Bezirksvorsteher

Wien-Simmering ist ein klassischer Arbeiterbezirk – entsprechende Bedeutung genoss die SPÖ in der Vergangenheit. Der elfte Bezirk wechselte bei der letzten Gemeinderatswahl die Farbe: 2015 konnte Paul Stadler den Bezirk für seine Partei einnehmen – er ist somit der erste FPÖ-Bezirksvorsteher in der Geschichte Wiens.

Beim Wohnen drückt der Schuh

Arbeit, Geld und Wohnen sind beim Finale der ORF.at-„Wahlstimmen“ in Wien-Simmering Thema – und die Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein.

Bei der letzten Nationalratswahl landete die SPÖ mit gut 37 Prozentpunkten auf dem ersten Platz – knappe fünf Prozent dahinter landete die FPÖ. Bei der EU-Wahl war die Dominanz der SPÖ noch klarer: Gut 37,7 stimmten für sie, die FPÖ rutschte auf 24 Prozentpunkte ab – starke Zugewinne verzeichnete die ÖVP, sie gewann gut 7,5 Prozent dazu und landete bei fast 18 Prozent.