Eine Auswahl von Bildbänden liegt auf weihnachtlichem Christbaumschmuck
ORF.at/Patrick Bauer
Empfehlungen

Bildschöne Bücher für das Weihnachtsfest

Vom Büchlein über das skurrile Leben der Tiere bis hin zum Fotoprachtband: Wer schön gestaltete Bücher und Bildbände schenken will, kann heuer aus dem Vollen schöpfen. Geboten wird nicht weniger als Genuss für alle Sinne.

Eine Reise voll Aufbruchsgeist

Einen wahren Prachtband hat der Dichter, Renaissance-Experte und Verleger Tobias Roth gemeinsam mit den Illustratorinnen Hanne Mandik, Manja Hellpap und Lisa Neuhalfen geschaffen: Das leinengebundene, wunderschöne Buch „Welt der Renaissance“ vereint Texte von über 50 Literaten, die den Aufbruchsgeist der Epoche einfangen und auch für Laien nachvollziehbar machen. Skurilles, Unerwartetes und Verruchtes wird dabei nicht ausgespart. Eine literarische und illustratorisch opulent gestaltete Entdeckungsreise, der man sich mit Begeisterung anschließt. (Simon Hadler, ORF.at)

Tobias Roth: Die Welt der Renaissance. Galiani Berlin, 640 Seiten, 91,50 Euro.

Pastell und obskur

Der Regisseur Wes Anderson hat einen ganz eignen visuellen Stil erschaffen: Pastelltöne, komplexe Symmetrien und obskure Details durchziehen seine Filme. Gelegentlich, bemerkte Wally Koval, gibt es reale Orte, die aussehen, als seien sie von Anderson inszeniert. Aus Begeisterung heraus startete er 2017 ein Fanprojekt, das zum Hit auf Instagram wurde. Jetzt liegt ein Bildband vor, der von den Aufzügen des Henry Davis York Buildings in Sydney über Schweizer Berghotels, einem Hydranten in Istanbul und dem Wiener Amalienbad 200 Orte auflistet, die Anderson erdacht haben könnte. Für ihn könnte das Buch jetzt auch ein Reiseführer sein, laut Vorwort weiß der Regisseur jetzt, welche Orte ihn „in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen werden“. Für Fans ist der Band eine Augenweide. (Florian Baranyi, ORF.at)

Wally Koval: Accidentally Wes Anderson. Orte wie aus „Grand Budapest Hotels“ und anderen Filmen des Regisseurs. Dumont, 368 Seiten, 28,80 Euro.

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Kuba in der Franzensbrückenstraße

Rio de Janeiro? Tel Aviv? Jesolo? Der vielgereiste Architekturkritiker Wojciech Czaja hat sich im Lockdown aus Frust auf die Vespa gesetzt und seine Heimatstadt Wien erkundet. Entstanden sind 200 Fotos, die zeigen, was Wien (fast) alles ist: eine Everglades-ähnliche Landschaft am Auhof, Helsinkis Fassaden in Atzgersdorf oder ein „kubanisches“ Autowrack bei der Franzensbrückenstraße. Diese Einladung, auf Entdeckungsreise zu gehen, ist stimmig, tröstlich, toll – nicht nur in Zeiten des Coronavirus und der Klimakrise. Das schmucke Kleinformat anstelle eines großformatigen Bands scheint gerade richtig. (Paula Pfoser, für ORF.at)

Wojciech Czaja: Almost. 100 Städte in Wien. Edition Korrespondenzen, 232 Seiten, 20 Euro.

Skurriles Tierleben

In der Tradition alter, „illustrierter“ Tier- und Naturfibeln haben der Kriminalbiologe (FBI-Ausbildung!) Mark Benecke und die Illustratorin Kat Menschik ein wunderschönes und sehr skurriles Büchlein gestaltet. Hier erfährt man viel Abseitiges über die Tierwelt, zum Beispiel über Vampirfledermäuse, nekrophile Enten und die Fliegen, anhand deren Larven man das Stadium der Zersetzung von Leichen bestimmen kann. Hübsch auch das Kapitel „Haustiere, die Menschen essen“. Mahlzeit! (Johanna Grillmayer, ORF.at)

Mark Benecke/Kat Menschik: Kat Menschiks & des Diplombiologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben. Galiani, 160 Seiten, 20,90 Euro.

Feine Linien unter der Lupe

Das Hineinzoomen in Gemälde wurde durch Google Arts & Culture beliebt. Für all jene, die Kunst ungern am Screen betrachten, ist die Bildbandreihe „Meisterwerke im Detail“ ein Gewinn. Aktuell nimmt Museumsdirektor Till-Holger Borchert (städtische Museen Brügge) das Werk von Albrecht Dürer unter die Lupe. Egal ob Mariengesicht, Feldhase oder Gewandfalte, was der altdeutsche Künstler zuwege gebracht hat, fasziniert auch nach 500 Jahren. Die gut lesbaren Texte erklären, wie innovativ Dürer dabei war. (Nicole Scheyerer, für ORF.at)

Till-Holger Borchert: Dürer – Meisterwerke im Detail. Verlag Bernd Detsch, 290 Seiten, 30,80 Euro.

Österreichisches Kunstpanorama

Für Kunstliebhaber ist er fast ein Muss: Der Katalog „The Beginning“, erschienen zur Eröffnung der Albertina Modern, gibt auf 600 Seiten erstmalig einen Überblick über die österreichische Kunstproduktion der drei Nachkriegsjahrzehnte, die mit Pinsel, Meißel und diversen Utensilien gegen den gesellschaftlichen Mief und das Nachwirken des Nationalsozialismus aufbegehrte. Renate Bertlmann, Alfred Hrdlicka und Franz West; Phantastischer Realismus, Wiener Aktionismus und die österreichische Pop-Art: Essays ergänzen eine Fülle an Abbildungen. Durch den reduzierten Preis ist der Band ein echtes Schnäppchen. (Paula Pfoser, für ORF.at)

Klaus Albrecht Schröder (Hg): The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980. Hirmer Verlag, 608 Seiten, 25 Euro.

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Der weibliche Blick

Mit 159 Bildern von 90 Fotografinnen gibt der Band „Frauen sehen Frauen“ einen Überblick über die Fotografie von Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Vom Porträt einer Namenlosen aus dem Jahr 1869 bis zu den Akten von Vanessa Beecroft von 1999 werden die Lebenszusammenhänge von Arbeiterinnen, Künstlerinnen, Politikerinnen und Königinnen gezeigt. Bemerkenswert sind nicht zuletzt die erotischen Fotografien, ein Feld, das in der Regel vom männlichen Blick beherrscht ist. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Lothar Schirmer (Hg.): Frauen sehen Frauen. Women Seeing Women. Schirmer/Mosel, 280 Seiten, 41 Euro.

Gesammelte Abwesenheiten

Jo Ractliffe wird gerne der südafrikanischen „Sozialfotografie“ zugerechnet. Tatsächlich geht es in ihren Arbeiten oft um Beziehungen. Meist werden diese aber durch Abwesenheiten verdeutlicht: Beispielsweise in ihren Bestandsaufnahmen des ehemaligen Bürgerkriegslandes Angola „Terreno Ocupado“ und „As Terras do Fim do Mundo“, in denen meist nur noch zurückgelassene Objekte in Schwarz-Weiß auf die Konflikte der nicht sichtbaren Menschen verweisen. Ein neuer, opulenter Band des Steidl Verlages stellt Ractliffes Werk seit 1980 inklusive begleitenden Texten zusammen und zeigt die ganze Bandbreite der Fotografin von symbolisch aufgeladenen Landschaften über vermeintliche Schnappschüsse, inszenierte Alltagsgegenstände und aufwendige Kompositionen. (Florian Baranyi, ORF.at)

Jo Ractliffe: Photographs 1980s – now. Steidl. 470 Seiten, 97,70 Euro.

Gesten heimlicher Verliebtheit

Das Leuchten in den Augen, die offensichtliche Nähe verrät sie: Der Fotoband „Loving“ zeigt historische Aufnahmen homosexueller Liebespaare von 1850 bis 1950, die ihre Zuneigung nur im Verborgenen leben konnten. Der berührende Band entstand aus der Privatkollektion der New Yorker Sammler Neal Treadwell und Hugh Nini. Sie haben 3.000 meist anonyme Porträts rund um den Globus vereint, Soldaten, Matrosen und Farmer ebenso wie Dandys. (Nicole Scheyerer, für ORF.at)

Neal Treadwell, Hugh Nini: Loving – Männer, die sich lieben. Elisabeth Sandmann Verlag, 336 Seiten, 50,40 Euro.

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Wohnkonzepte für das 21. Jahrhundert

In Zeiten der Pandemie wird das Thema Wohnen großgeschrieben. Der im Rahmen der „40th Anniversary“-Edition des Taschen Verlags erschienene Band „Homes For Our Time“ präsentiert zweisprachig eine weltumspannende Auswahl innovativer, außergewöhnlicher Einzelhäuser in Australien und Neuseeland, China, Vietnam, in den USA, Mexiko, Ecuador und Costa Rica. Von ruralen Cottages bis zu futuristischen Villen, vom Künstleratelier am Strand bis zum einsamen Refugium im Wald: Beim Lesen und Durchblättern kann man träumen und sich inspirieren lassen. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Philip Jodidio: Homes For Our Time. Zeitgenössische Häuser aus aller Welt. Taschen Verlag, 512 Seiten, 20 Euro.

300 Jahre Wiener Kaffeehauskultur

Einen lukullischen Bildband für Denkerinnen und Genießer hat Verlagschef Christian Brandstätter herausgegeben: Mit zahlreichen unveröffentlichten Fotografien, Stichen und Originaldokumenten werden hier 300 Jahre der Wiener Kaffeehauskultur gefeiert, begleitet von Texten, die in ihrer Gesamtheit eine Melange von Revolutionsgeist, künstlerischem Größenwahn, Boheme und Tachinierertum ergeben. Felix Salten watscht Karl Kraus – und auch sonst bleiben kein Auge und kein Kaffehäferl trocken. (Simon Hadler, ORF.at)

Christian Brandstätter: Das Wiener Kaffeehaus. Brandstätter Verlag, 312 Seiten, 60 Euro.

Abenteuer auf vier Rädern

Vom Schwarzwald bis nach Kathmandu reichen die Reiseziele, die in diesem prächtigen „Lonely Planet“-Bildband vorgeschlagen werden. Mit 50 klassischen Touren und mehr als 200 Vorschlägen für unvergessliche Ausflüge will „Legendäre Roadtrips“ zu Abenteuern auf vier Rädern inspirieren. Jede Tour wird so präsentiert, dass man meinen könnte, man säße selbst hinter dem Steuer: persönlicher Reisebericht, Fotos von unterwegs, illustrierte Karten und praktische Tipps für die Reise. Ein perfektes Geschenk für alle, die es nicht mehr erwarten können, bis die Grenzen endlich wieder offen sind. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Lonely Planet: Legendäre Roadtrips. Mairdumont Verlag, 328 Seiten, 31,90 Euro.

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Mit Gerhard Roth durch Venedig

Kein anderer heimischer Autor schöpft in seinen Romanen so aus dem kulturhistorisch und geistesgeschichtlich Vollen wie Gerhard Roth. Seine Bilderwelten fängt er jedoch auch mit der Kamera ein – und ist dabei nicht weniger detailverliebt, nicht weniger auf der Suche nach dem Besonderen im Alltäglichen und nach dem ikonografischen Moment. Venedig ist für Roth seit seiner Jugend eine Leidenschaft, eine aktuelle Romantrilogie zeugt davon – und nun auch ein bemerkenswerter Bildband, in dem jedes seiner Fotos Geschichten erzählt, die über sich selbst hinausweisen. (Simon Hadler, ORF.at)

Gerhard Roth: Venedig. Ein Spiegelbild der Menschheit. Brandstätter Verlag, 400 Seiten, 50 Euro.

Ein Buch, 100 Welten

Am Anfang stehen König Gilgamesch und Homers „Odyssee“, der Weg führt weiter durch „Tausendundeine Nacht“, in Huxleys „Schöne neue Welt“ und „Per Anhalter durch die Galaxis“. Dante Alighieri schickt Vergil, Jonathan Swift Gulliver und Mark Twain einen Yankee namens Hank Morgan auf abenteuerliche Reisen. Ob mit „Ihrland“ von Charlotte Perkins Gilman, Orwells „1984“ und Murakamis „IQ84“, dem „Herr der Ringe“, „Game of Thrones“, „Harry Potter“, aber auch Shakespeare, Kafka und Richard Wagner: Laura Millers „Wunderländer“ bieten einen stöbernswerten Schnelldurchlauf durch insgesamt 100, allesamt rein der Fantasie entsprungenen Welten der Literaturgeschichte. (Peter Prantner, ORF.at)

Laura Miller (Hg.): Wonderlands. Die fantastischen Welten von Lewis Carroll, J.K. Rowling, Stephen King, J.R.R. Tolkien, Haruki Murakami u.v.w. wbg Theiss, 320 Seiten, 28,80 Euro.

Von Seidenhemdchen und Schweizerhosen

Artenvielfalt und ihre ökologische Bedeutung, der kulturhistorische Wert, die Wiederentdeckung vergessener Aromen – ja, das alles auch. Vor allem sind es aber die Namen alter Obstsorten, schöner als ein Sommergedicht: Champagnerrenette, Forellenbirne oder Schattenmorelle. Sofia Blind hat für diesen kulinarisch gestalteten Band fünfzig Sorten porträtiert, ihre Geschichte und die Geschichten, die sich um sie ranken. Dazu gibt es eine kleine Handvoll Rezepte – ein ansprechender Einstieg ins Thema, der unweigerlich in der Recherche mündet, wo etwa der dunkelrotfleischige Mosel-Weinbergpfirsich noch zu bekommen ist. (Magdalena Miedl, für ORF.at)

Sofia Blind: Die alten Obstsorten – von Ananasrenette bis Zitronenbirne. Geschichten, Rezepte und Anbautipps. DuMont, 192 Seiten, 25 Euro.