Person hält einen Impfpass in der Hand
APA/Georg Hochmuth
Wann kommt man dran?

Die Herausforderungen beim Impfen

Mit dem breitflächigen Start der Impfungen gegen das Coronavirus stellt sich für viele Menschen die Frage, wann sie denn nun drankommen. Die Bundesländer haben aktuell mit der noch einschränkten Verfügbarkeit des Impfstoffs zu kämpfen, es gibt zudem auch einige regionale Unterschiede, unter anderem wegen der unterschiedlichen Größen. Die Impfbereitschaft ist unterdessen deutlich gestiegen.

Die zuständigen Stellen in den Bundesländern werden von Anfragen nach Impfungen derzeit überrollt. „Die größte Herausforderung ist aktuell, den Menschen zu sagen, dass sie derzeit bei der Impfung noch nicht dran sind“, so der Impfkoordinator für das Land Salzburg, Robert Sollak, gegenüber ORF.at. Das gehe Hand in Hand mit der einfach zu geringen Verfügbarkeit des Impfstoffs und einer dennoch möglichst gerechten Verteilung und Planbarkeit der Impfungen.

Der nationale Impfplan besagt, dass zuerst die besonders vulnerablen Menschen in Alten- und Pflegeheimen geimpft werden, dazu Personen im Gesundheitsbereich und erste Hochrisikogruppen. Bei der genauen Priorisierung haben die Bundesländer jedoch einen gewissen Spielraum, ebenso bei der Umsetzung. Bedingung ist laut Vorgaben immer, dass kein Impfstoff verloren gehen darf.

Covid-19-Impfstart in einem Pflegeheim in Oberösterreich
APA/Land OÖ/Ernst Grilnberger
Derzeit werden vor allem Menschen in Alters- und Pflegeheimen geimpft

So hat Wien etwa niedergelassene Ärzte höher priorisiert und in einer ersten Runde bereits geimpft, mit der Begründung, dass diese bei der Bekämpfung einer Pandemie und der ärztlichen Versorgung wichtige Funktionen hätten. Salzburg hingegen impft die jeweiligen Gruppen fertig, also aktuell Alten- und Pflegeheime mit beiden Dosen, es folgen die Spitäler, dann die niedergelassenen Ärzte.

Warteliste für „übrige“ Impfdosen

Auch bei der der Verteilung „übrig gebliebener“ Impfdosen gibt es bei den befragten Bundesländern Unterschiede: Oberösterreich etwa vergibt diese laut Auskunft an niedergelassene Ärzte, aber nicht deren Mitarbeiter. Wien hat mit dem Start der Vormerkungen eine Warteliste eingeführt, wobei die Personen entsprechend ihren Angaben priorisiert werden (z. B. Risikogruppe und bestimmte Berufsgruppen).

In Salzburg gibt es Listen mit Personen der möglichst gleichen Gruppe wie der zu Impfenden bzw. auch nachgeordnete Gruppen. Sonst werde geimpft, wer verfügbar ist, hieß es. Back-up-Listen gibt es auch in Vorarlberg, wobei hier bei der Priorisierung etwas anders vorgegangen wird: So sind darauf Menschen aus systemkritischen Bereichen gelistet wie die Feuerwehr, mit dem Argument, dass auch hier nicht ganze Gruppen ausfallen dürfen.

CoV-Impfplan in der Kritik

Nachdem kürzlich bekanntgeworden ist, dass die vorgesehene Reihenfolge hinsichtlich der CoV-Impfungen nicht überall eingehalten wurde, steht nun auch der Impfplan selbst in der Kritik.

Impfstoff darf nicht geschüttelt werden

Dass Impfdosen „übrig bleiben“, liegt an der Beschaffenheit des Impfstoffs von Pfizer und Biontech und dem daraus resultierenden Handling, das die zuständigen Stellen vor einige Hürden stellt: So darf der Impfstoff nach dem Auftauen nicht länger als fünf Tage bei zwei bis acht Grad Celsius gelagert werden. Er muss mit Kochsalzlösung verdünnt werden, wobei die Ampullen im Gegensatz zu anderen Impfstoffen nicht geschüttelt werden dürfen, erklärte Herwig Lindner, Infektiologe und Präsident der Ärztekammer Steiermark.

Covid-19-Impfstart im Wiener AKH
APA/Wr. Gesundheitsverbund/Ricarda Huber
Auch medizinisches Personal wird bereits geimpft

Einmal in die Spritze aufgezogen, muss der Impfstoff zügig verimpft werden und darf nach letzten Informationen des Herstellers weiterhin nicht geschüttelt werden, was einen Transport fertiger Impfungen entsprechend schwierig macht – und damit auch das Impfen nicht mobiler Menschen zu Hause, selbst wenn sie zu den vulnerablen und damit eigentlich priorisierten Gruppen gehören. In Oberösterreich etwa mussten die über 80-Jährigen, die nicht in Heimen leben, zur Impfung gebracht werden.

Zentrale Impfstraßen nicht überall sinnvoll

Daraus abgeleitet würden sich zentrale Impfstraßen wie zuletzt in Wien für die Verimpfung des Pfizer-Biontech-Impfstoffs am ehesten anbieten, allerdings: In Flächenbundesländern wie etwa der Steiermark sind die dabei zurückzulegenden Distanzen für die Mehrheit der Bevölkerung zu groß, sagte Lindner. Das biete sich an für Graz und Bezirkshauptstädte, um aber möglichst viele Personen erreichen zu können, müsse man kleinere Strukturen nützen wie niedergelassene Ärzte.

Die niedergelassenen Ärzte seien zum Impfen bereit und hätten genug Erfahrungen mit den aufgrund der Pandemie nötigen Schutzmaßnahmen, so Lindner, allerdings: Es gibt derzeit nicht genug Impfstoff. Auch aus der Ärztekammer in Wien hieß es, dass der aktuelle Impfstoff eine logistische Herausforderung sei. Es brauche einfach eine sehr akkurate Planung, meinte der medizinische Krisenstab der Stadt Wien. So beträgt etwa die Mindestbestellmenge drei Ampullen – bei je sechs möglichen (und zugelassenen) Impfdosen sind das 18 mögliche Impfungen – die binnen maximal fünf Tagen verimpft werden müssen.

Covid-19-Impfstart im Haus Maria Gail der Diakonie de La Tour in Villach
APA/LPD/Oskar Höher
Aktuell gibt es viel mehr Nachfragen nach Impfungen, als Impfstoff vorhanden ist

Rechnet man wie das Gesundheitsministerium in seinen Empfehlungen pro geimpfter Person ca. 20 Minuten Vorbereitung und dann mindestens 20 Minuten für eine (übliche) Beobachtung der Person nach der erfolgten Impfung, sind das mindestens 40 Minuten Zeit pro Person – wobei aufgrund der aktuellen Maßnahmen auch noch der nötige Sicherheitsabstand gewahrt werden muss. Das braucht Platz und Zeit, während der gerade kleine Ordinationen de facto blockiert sind.

Mehr Impfstoff, mehr Logistik nötig

Dass die Logistik mit mehreren Impfstoffen, also etwa von Moderna und AstraZeneca, einfacher wird, glaubt man in Vorarlberg nicht – im Gegenteil. Jeder Impfstoff habe etwa unterschiedliche Anforderungen bei der Lagerung und Anwendung. Zwischen den zwei Impfungen beim Moderna-Impfstoff dürfen 28 Tage liegen, bei Pfizer nur 21 Tage, gab Sollak zu bedenken, entsprechend viel Umsicht und Dokumentation sei nötig.

Abhängig beziehungsweise auch unabhängig vom jeweils verfügbaren Impfstoff geht die Planung der Bundesländer weiter: Salzburg plant ab Anfang Februar Impfstraßen in jedem Bezirk sowie in Gemeinden über 10.000 Einwohnern. In weiterer Folge sollen dann auch niedergelassene Ärzte impfen können – wenn es einen entsprechend einfach handhabbaren Impfstoff gibt. Dann können auch immobile Personen zu Hause geimpft werden. In der Steiermark soll es neben großen Impfstraßen auch Impfboxen in größeren Ortschaften und die Impfung bei niedergelassenen Ärzten geben.

Impfstrategie wird nicht eingehalten

Laut Impfstrategie sollte zunächst in Alten- und Pflegeheimen geimpft werden. Es gibt jedoch einige Fälle von Personen, die nicht zu dieser Gruppe zählen und dennoch bereits eine Impfung erhalten haben.

Impfdaten sollen österreichweit kommen

Vorarlberg baut auf den Erfahrungen der Massentests und den aktuell laufenden Antigen-Tests auf: An sieben Standorten, darunter in den vier Bezirkshauptstädten, sollen Impfungen mit dem Pfizer-Impfstoff angeboten werden. Parallel gibt es Gespräche mit niedergelassenen Ärzten für die kommenden Impfstoffe. Wien setzt ebenfalls auf bewährte Strukturen und damit auf Impfstraßen und die viel gelobten Schnupfenboxen.

Mit Einführung des elektronischen Impfpasses, geplant bis März, soll es dann analog zum Dashboard mit den Infektionen auch ein Dashboard für die Impfungen geben. Salzburg plant ein eigenes, Vorarlberg hat bereits eines, Wien veröffentlicht die Zahlen mittlerweile auch. Die Bundesländer erhoffen sich nun möglichst bald Angaben zur Verfügbarkeit der nötigen Impfstoffe – und die niedergelassenen Ärzte Infos, wann sie ihre Patienten und Patientinnen impfen können.