Eine Auswahl von Krimis liegt auf weihnachtlichem Christbaumschmuck
ORF.at/Patrick Bauer
Empfehlungen

Die Krimis unterm Christbaum

Spannung garantiert mit den Krimis und Thrillern der Saison: Von Quebec über Paris bis Wien werden Mörder gejagt und sogar das Coronavirus besiegt. Die Themenpalette reicht dabei vom wendungsvollen Psychothriller bis hin zum scharfen Gesellschaftsporträt aus den Augen einer ungewöhnlichen Drogendealerin. Weiter unten sind Empfehlungen für Kinderbücher, Romane, Sachbücher und Bildbände verlinkt.

Die Coups der zornigen Alten

Patience Portefeux ist zornig. Obwohl sie als Gerichtsdolmetscherin im Akkord arbeitet, bleibt ihr kaum genug Geld übrig, um sich einen sorgenfreien Ruhestand zu sichern: Zu viel Geld frisst das Pflegeheim ihrer dementen Mutter, zu gering ist das Gehalt, zu schlecht einfach alles. Also nutzt Madame die geheimen Infos der Drogendealer, deren Abhörprotokolle sie erstellt, für ihre Zwecke. „Die Alte“ ist ein origineller Krimi aus der Perspektive einer hinreißend kantigen Täterin, der dem Frankreich der Gegenwart den Prozess macht. Verfilmt mit Isabelle Huppert in der Titelrolle. (Johanna Grillmayer, ORF.at)

Hannelore Cayre: Die Alte. Aus dem Französischen von Iris Konopik, Ariadne, 224 Seiten, 18,50 Euro

Spannung, Liebe, Hoffnung

In ihren Krimis um Inspektor Gamache gehe es immer auch um Liebe, Hoffnung und Freundschaft, sagte die kanadische Autorin Louise Penny einmal. Das mag im Hinblick auf das Genre zwar ungewöhnlich sein, geht aber nie auf Kosten der Spannung. In „Heimliche Fährten“ verlässt Gamache sein idyllisches Heimatörtchen Three Pines und fährt nach Quebec, wo gerade der alljährliche Winterkarneval stattfindet. Doch auch dort steckt der Inspektor schnell wieder in Mordermittlungen – und dann trudelt auch noch beunruhigende Post aus Three Pines ein. (Romana Beer, für ORF.at)

Louise Penny: Heimliche Fährten. Der sechste Fall für Gamache. Aus dem kanadischen Englisch von Sepp Leeb, Kampa, 528 Seiten, 18,40 Euro

Eine Auswahl von Krimis liegt auf weihnachtlichem Christbaumschmuck
ORF.at/Patrick Bauer

Auf Maigrets Spuren

Simenon-Fans hatten es in der Vergangenheit nicht leicht – viele seiner Bücher waren lange vergriffen. Der vor zwei Jahren gegründete Kampa Verlag publiziert nun nach und nach das Gesamtwerk des 1989 verstorbenen belgischen Autors, überarbeitetet und neu übersetzt, darunter die Krimis um den beliebten Kommissar Maigret. Ein wahres Highlight ist der zum ersten Mal auf Deutsch erschiene Band „Aus den Akten der Agence O“. Maigret ist im Ruhestand, seine einstigen Eleven übernehmen. Simenon in Bestform! (Romana Beer, für ORF.at)

Georges Simenon: Aus den Akten der Agence O. Aus dem Französischen von Sabine Schmidt und Susanne Röckel, Kampa, 336 Seiten, 20,50 Euro

Der neue Kommissar in Paris

Im dichten Schneetreiben wird im Pariser Künstlerviertel Montmartre zuerst die festliche Weihnachtsbeleuchtung gestohlen und dann die stattliche Nordmanntanne gefällt. Ein Fall für Lacroix. Mit dem Pfeife rauchenden Commissaire hat Alex Lepic eine so wundervolle Hommage an den wohl berühmtesten Kommissar der Literatur geschaffen, dass Lacroix mitunter schon als „neuer Maigret“ bezeichnet wird. Wie Georges Simenon setzt auch Lepic nicht auf Action, dafür umso mehr auf Atmosphäre und Spannung. (Romana Beer, für ORF.at)

Alex Lepic: Lacroix und die stille Nacht von Montmartre. Kampa, 208 Seiten, 17,40 Euro

Modisch und pandemisch

Johnny Augustin Sandemann alias „der Moddetektiv“ muss es in seinem zweiten Fall gleich mit der alles bestimmenden Pandemie aufnehmen. Die zweite Welle hält die Welt in Atem, die Wiener Bevölkerung ist auf die Hälfte dezimiert. Christopher Just, der bekennend dem „Trash“ frönt, zieht in der „Moddetektiv besiegt Corona“ alle Register. Schließlich muss sein Ermittler die Sekte der „Apokalyptischen Annieser“ zur Strecke bringen, die mit einer „Superspreader“-Maschine das Virus über die Welt verteilen wollen. Zusammen mit CIA-Agentin Tracy Contact stehen die Chancen für die Weltrettung nicht schlecht. Skurril, überdreht und kultverdächtig. (Florian Baranyi, ORF.at)

Christopher Just: Der Moddetektiv besiegt Corona. Milena, 384 Seiten, 23 Euro

Schauriges viktorianisches England

London, 1863: Ein Kind ist verschwunden, unter absonderlichen Umständen, und Privatdetektivin Bridget Devine wird mit der Suche beauftragt. Bridie, wie sie sich nennt, kennt den Dreck der Stadt, sie hat ihre Kindheit als Leichensammlerin verbracht, und sie ist auf Du und Du mit Londons Raben, die oft mehr wissen als sie selbst: Jess Kidd hat mit Bridie eine emanzipierte, gelegentlich auf Metaphysik setzende Heldin geschaffen, in einer mit sinnlichen, fantastischen Details überfrachteten Umgebung. Das Wiederauftauchen aus dieser Welt fällt gar nicht leicht. (Magdalena Miedl, für ORF.at)

Jess Kidd: Die Ewigkeit in einem Glas. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, DuMont Buchverlag, 400 Seiten, 22,00 Euro

Eine Auswahl von Krimis liegt auf weihnachtlichem Christbaumschmuck
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Chefin unter Drogenmachos

„American Heroin“ heißt dieser Nachfolgeroman zu „Lola“ im amerikanischen Original, und es ist ein Jammer um den schönen Titel, geht es schließlich um eine Frau, deren Welt von Drogen, Waffen, Gewalt und Blut geprägt ist – und davon, ihre Tochter zur Schule zu bringen, bevor sie sich dem Job widmet: Melissa Scrivner Love verknüpft das Dasein ihrer Antiheldin Lola Vasquez, die Chefin ihrer Gang in South Central Los Angeles geworden ist, mit Systemkritik an einem rassistischen, reaktionären Amerika der weißen Männer, in deren ureigenem Interesse es liegt, Klassenunterschiede beizubehalten. (Magdalena Miedl, für ORF.at)

Melissa Scrivner Love: Capitana. Aus dem amerikanischen Englisch von Sven Koch und Andrea Stumpf, Suhrkamp, 333 Seiten, 16,50 Euro

Böser Spaß

Ein Mädchen raubt eine Billigtankstelle aus und ist am nächsten Tag verschwunden. Ausgerechnet die Tankwartin, die wegen Mordes verurteilte Ärztin Blair Harbour, soll suchen helfen. Das Mädchen ist nämlich die Tochter von Blairs Ex-Zellengenossin Sneak: Mit „Dark“ übersiedelt die australische Krimiautorin Candice Fox an den Schauplatz Los Angeles, mit neuem Personal. Zu Sneak und Ich-Erzählerin Blair stoßen auch noch Gangsterin Ada Maverick und die scheiternde LAPD-Beamtin Jessica Sanchez. Der lakonische Tonfall, das ultraharte Milieu und das Quartett aus vom Leben gezeichneter Frauen machen großen, bösen Spaß. (Magdalena Miedl, für ORF.at)

Candice Fox: Dark. Aus dem australischen Englisch von Andrea O’Brien, Suhrkamp, 394 Seiten, 16,50 Euro

Das Unheil lauert zu Hause

Eine junge Frau ruft an einem Samstagabend das Heimwegtelefon an – eine Telefonhotline, die Sicherheit vermitteln und im Notfall Alarm schlagen soll. Die meisten Anrufenden haben Angst vor dem Heimweg. Bei der Anruferin ist es umgekehrt: Sie hat Angst vor dem, was sie zu Hause erwartet. „Der Heimweg“, das neue Buch von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek, ist voller unerwarteter Wendungen und kurzweilig von der ersten bis zur letzten Seite. Ein Psychothriller, der dem Genre mehr als nur gerecht wird. (Romana Beer, für ORF.at)

Sebastian Fitzek: Der Heimweg. Droemer Verlag, 400 Seiten, 23,70 Euro

Cineastisch-düstere Odyssee

Eines vorweg: „Ich bin der Sturm“ von Michaela Kastel schreit geradezu nach einer Verfilmung, besser gesagt würde sich der Stoff bestens eignen für eine Binge-Watching-Serie. So spannend ist die Geschichte rund um Madonna, die als eine von vielen jungen Frauen in einer Zelle gefangen gehalten und missbraucht wird, bis ihr eines Tages die Flucht gelingt. Sie begibt sich auf eine Odyssee mit nur einem Ziel vor Augen: Rache. Autorin Kastel, geboren 1987 in Wien, gelingt mit ihrem dritten Thriller ein packendes Stück Literatur mit überraschendem Ende. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Michaela Kastel: Ich bin der Sturm. Emons Verlag, 272 Seiten, 20,60 Euro

Neues aus Skandinavien

In der schwedischen Stadt Haparanda wird ein toter Wolf mit menschlichen Überresten im Magen gefunden. Als die Polizistin Hannah Wester und ihre Kollegen in den Wäldern die dazugehörige männliche Leiche entdecken, führt sie die Spur zu einem Drogendeal, der in Nordfinnland aus dem Ruder gelaufen ist. Plötzlich wird die kleine Grenzstadt zum Schauplatz brutaler Ereignisse, die schlimmer sind als alles, was Wester und ihr Team sich jemals hätten vorstellen können. Autor Hans Rosenfeldt ist einer der größten schwedischen Krimi- und Drehbuchautoren und präsentiert mit „Wolfssommer“ den Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe. Man darf gespannt sein, was da noch kommt. (Sonia Neufeld, ORF.at)

Hans Rosenfeldt: Wolfssommer. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein, Wunderlich, 480 Seiten, 22,70 Euro