Putin ordnet Vergrößerung der Armee an
Mehr als eineinhalb Jahre nach Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine erneute Vergrößerung seiner Armee angeordnet. Künftig soll die Zahl der bewaffneten Kräfte auf rund 1,32 Millionen erhöht werden, wie aus einem gestern vom Kreml veröffentlichten Dekret hervorgeht. Das wäre eine erneute Steigerung um 170.000 Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende, nachdem Putin erst im Sommer 2022 eine Vergrößerung der russischen Streitkräfte auf 1,15 Millionen Mann befohlen hatte.
Das russische Verteidigungsministerium trat derweil umgehend Befürchtungen aus der Bevölkerung entgegen, dass eine neue Mobilisierungswelle geplant sein könnte. „Eine Mobilisierung ist nicht vorgesehen“, teilte die Behörde mit. Stattdessen werde auf russische Bürger gesetzt, die sich freiwillig bei der Armee verpflichten.
Im Herbst 2022 hatte Putin eine Mobilmachung angeordnet, infolge derer rund 300.000 Männer für die Front eingezogen wurden. Die Maßnahme löste in Teilen der russischen Gesellschaft Angst aus, Hunderttausende flohen damals in das Ausland.
Ukraine plant Einberufungsreform
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte unterdessen eine Einberufungsreform an. „Jeder in der Ukraine versteht, dass in diesem Bereich Veränderungen erforderlich sind“, sagte Selenskyj in seiner Ansprache auf Telegram. Diese würden die Bedingungen für eine mögliche Demobilisierung der Frontkämpfer betreffen. Auch neue potenzielle Rekruten sollen im Fokus neuer kommender Gesetze stehen.
Die Ankündigung der Reform gilt als Zugeständnis an die Soldaten, die seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges vor rund 21 Monaten größtenteils ohne Ablösung an der Front im Einsatz stehen. Angehörige der Soldaten forderten in mehreren Demonstrationen eine stärkere Rotation, um den derzeit aktiven Kämpfern die Möglichkeit zur Erholung zu geben.