Inland

Die letzte reguläre Befragungswoche des U-Ausschusses zum „rot-blauen-Machtmissbrauch“ wird ohne Herbert Kickl über die Bühne gehen. Der FPÖ-Chef teilte der Parlamentsdirektion heute Nachmittag mit, er sei kommende Woche auf Urlaub. Stattdessen wird nun der Geschäftsführer der Agentur „signs“ (ehemals ideen.schmiede) für 7. Mai geladen.

Die Fraktionen hatten einen zweiten Auftritt Kickls eigentlich fix eingeplant. Die anderen vier Parlamentsparteien sahen in seinem ersten Auftritt Mitte April ein „abgekartetes Spiel“ zwischen Kickl und seinem Generalsekretär, Christian Hafenecker, der die FPÖ-Fraktion im Ausschuss führt.

Viel Handhabe dürften die Fraktionen aber nicht mehr haben. Der Ausschuss neigt sich dem Ende zu und aufgrund der knappen Ausstellung der Ladungen können keine Beugestrafen mehr beantragt werden.

Signs-Geschäftsführer und Ex-FPÖ-Gemeinderat

Am Dienstag bleibt den Fraktionen somit neben dem signs-Geschäftsführer, der zu etwaigen „Treuhandverträgen“ mit Kickl befragt werden soll, noch Alexis Pascuttini als Befragungsperson. Der mittlerweile aus der Grazer FPÖ ausgeschlossene Gemeinderat hatte bereits angekündigt, alle Fragen beantworten zu wollen.

Auf diese Bereitschaft wird es bei seiner Befragung auch ankommen, denn der Finanzskandal der Grazer Freiheitlichen ist nicht wirklich vom Gegenstand gedeckt. Das Justizministerium erteilte mit dieser Begründung Aktenlieferungen eine Absage, auch Fragen dazu wurden im Ausschuss selbst bereits nicht zugelassen. Freiwillig antworten darf eine Auskunftsperson aber sehr wohl.

Vier Ladungen für letzten regulären Ausschusszag

Offen ist noch, wer am Tag darauf der Ladung nachkommt. NEOS wollte ursprünglich den früheren Wiener FPÖ-Chef Johann Gudenus laden und zu Beziehungen zu Russland befragen. Da sich aber abzeichnete, dass er den Termin wohl nicht wahrgenommen hätte, will die Oppositionspartei nun den Generalsekretär der österreichisch-russischen Freundschaftsgesellschaft, Florian Stermann, befragen.

Auf Wunsch der FPÖ ist für Mittwoch außerdem der Wiener Szenegastronom Martin Ho geladen – inwiefern er als Zeuge zum Untersuchungsgegenstand aussagen kann, sollte er kommen, ist aber fraglich. Ebenso geladen sind der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Peter Gridling, sowie der langjährige Sicherheitschef von Ex-FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache.

Der Gemeindebund ist weiterhin gegen das 2,5-Hektar-Ziel, um den Bodenverbrauch in Österreich zu reduzieren. Bestätigt sah diese Haltung Präsident Johannes Pressl (ÖVP) von einer Umfrage unter Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, bei der sich 70 Prozent gegen diese Maßnahme aussprachen.

Stattdessen will der Gemeindebund im September ein „Maßnahmenbündel“ beschließen, mit dem der Verbrauch vermindert werden soll. Pressl sprach bei einem Pressegespräch heute in Wien beim 2,5-Hektar-Ziel von einem „Absolutismus“, bei dem die einzelnen Interessen „weiter einzementiert werden“.

Die Gemeinden würden vielmehr ein Bündel von Maßnahmen benötigen. Ziel sei, Altliegenschaften und brachliegendes Bauland zu mobilisieren, Ortskerne und Innenstädte zu verdichten und Leerstände wieder zu nutzen. Der vorgeschlagenen Besteuerung von Leerständen stand der Gemeindebund aber reserviert gegenüber.

Beharren auf Kompetenzen

Bestätigt sah sich Pressl durch eine Umfrage unter Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern: Unter den 440 Rückmeldungen sprachen sich nur 16,5 Prozent für das 2,5-Hektar-Ziel aus, gleich 70 Prozent dagegen. Gleichzeitig befanden 71,1 Prozent die derzeit geltenden Vorschriften als zu streng.

Wegnehmen wollen sich die Gemeinden ihre Kompetenzen bei der Raumgestaltung aber nicht lassen: Gleich 98,1 Prozent wollten das weiterhin in ihrer Hand wissen.

Der Gemeindebund will im nächsten Schritt seinen im März präsentierten „Kommunalen Bodenschutzplan“ über den Sommer breit – auch unter Einbeziehung der Wissenschaft – diskutieren und im September beschließen. Der Beschluss werde dann der kommenden Regierung übergeben.

Kritik von Grünen und Umweltschutzorganisationen

Kritik kam umgehend von der Generalsekretärin der Grünen, Ogla Voglauer. Sie verwies auf eine Umfrage der Hagelversicherung, wonach sich 82 Prozent der Menschen in Österreich für das verbindliche Ziel von höchstens 2,5 ha Bodenverbrauch pro Tag aussprechen.

Es sei „geradezu respektlos, dieses Anliegen mit einer Scheinumfrage unter Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern wegwischen zu wollen“, so Voglauer. Unverständnis äußerten auch der WWF und Greenpeace. Die Umweltschutzorganisationen sprachen sich einmal mehr für verbindliche bundesweite Ziele aus.

Die Polizei hat im vergangenen Jahr ein Plus von 9,4 Prozent in der Anzeigenstatistik bei Internetkriminalität registriert. Mit 65.864 Fällen 2023 setze sich der Aufwärtstrend bei Cybercrime fort, wie Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts, und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) heute bei der Präsentation des Cybercrime-Lageberichts sagten. Betrugsdelikte machten dabei erneut den größten Teil der Anzeigen aus, hieß es.

Holzer verwies auf einen neuen Höchststand von 34.069 angezeigten Fällen und ein Plus von 23,3 Prozent im Vergleich zu 2022 beim Deliktsfeld Betrug. Darunter summiert die Polizei unter anderem betrügerische Anrufe und Investitionsangebote, falsche Gewinnversprechen sowie „Love-Scams“, Phishing-Attacken und betrügerische Aktivitäten im Onlinehandel.

Grafik zu Cybercrime
Grafik: APA/ORF; Quelle: BMI

„Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg“

Neben einzelnen Tätern hätten vor allem organisierte Tätergruppen das vergangene Jahr dominiert, hieß es. „Der digitale Wandel hat schlussendlich auch die kriminelle Welt erfasst“, resümierte Holzer bei der Pressekonferenz. „Die Kriminellen haben sich angepasst und arbeiten unter dem Motto ‚minimaler Aufwand, maximaler Erfolg‘.“

Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 31,6 Prozent. „Es ist unser Wille, hier besser zu werden“, sagte Karner. Er erwähnte in diesem Zusammenhang erneut die Schaffung der in der jüngsten Kriminaldienstreform vorgesehenen Kriminalassistenzdienststellen (KAD) in den Regionen. „Die ersten 20 davon werden im Juni bereits ihren Dienst aufnehmen“, sagte Karner.

„Volkskanzler“, „Lügenpresse“, „Systemparteien“: Worte wie diese sind längst Teil des aktuellen politischen Diskurses in Österreich. Autorenverbände sehen darin „ein Wording, das drauf und dran ist, die Demokratie abzuschaffen“.

Sie haben sich deshalb im Wahljahr zur Plattform „Der Wert der Demokratie“ zusammengeschlossen, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Am Ende soll ein „Lexikon demokratiefeindlicher Begriffe“ stehen, hieß es heute bei der Präsentation.

Rund 20 Verbände Teil der Plattform

Gegründet wurde die Plattform, die sich in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorstellte, von der IG Autorinnen Autoren, dem österreichischen PEN-Club, der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und vom österreichischen Schriftsteller/innenverband.

Inzwischen sind rund 20 Verbände bzw. Einrichtungen dabei. Ziel sei es, „politischen Akteurinnen und Akteuren, die das demokratische System durch Verleumdung, Hetze, Lüge und Täuschung desavouieren wollen, deutlich und nachdrücklich zu widersprechen“, heißt es in der Grundsatzerklärung der Plattform.

Gemeinsame Kommentare, Statements und Appelle

Es sollen gemeinsam verfasste Kommentare, Statements und Appelle veröffentlicht werden, die sich allesamt mit antidemokratischen Begriffen und Redewendungen auseinandersetzen, ihren Zweck analysieren und Inhalte und Bedeutung historisch kontextualisieren.

Publizieren wollen sie die Verbände anfangs auf ihren jeweiligen Websites, da man bisher über keinen gemeinsamen Onlineauftritt verfüge. Angedacht sei aber ein Blog, wie die neue PEN-Präsidentin Marion Wisinger sagte.

Wenn genügend Beiträge zusammenkommen, sollen sie als „Lexikon demokratiefeindlicher Begriffe“ publiziert werden, sagte IG-Autorinnen-Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss. Wo und in welcher Form, sei aber noch unklar.

Ausland

Im jahrelangen Streit über die Befreiung ultraorthodoxer Juden vom Militärdienst in Israel hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut einen Aufschub zur Vorlage eines neuen Wehrpflichtplans bekommen. Der Oberste Gerichtshof verschob heute die Frist auf den 16. Mai.

Das Gericht, das sich mit Einsprüchen befasst, in denen die jahrzehntealte Befreiung als diskriminierend bezeichnet wird, hatte ursprünglich den 31. März als Frist gesetzt. Die Regierung hatte aber mit Verweis auf den Gaza-Krieg eine Verlängerung bis zum 30. April erreicht und in der vergangenen Woche einen weiteren Aufschub beantragt.

Dank der erneuten Fristverlängerung könnte Netanjahu um eine öffentliche Debatte über das brisante Thema vor dem israelischen Gedenktag für gefallene Soldaten am 13. Mai und dem Unabhängigkeitstag am 14. Mai herumkommen.

Die Ultraorthodoxen machen 13 Prozent der zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Israels aus, aufgrund ihrer hohen Geburtenrate dürfte der Anteil bis 2035 voraussichtlich auf 19 Prozent steigen.

Wirtschaftsfachleute verweisen in der Debatte auch auf ein wirtschaftliches Argument gegen die Ausnahmeregelung: Die Befreiung von der Wehrpflicht halte einige Bürger unnötigerweise vom Arbeitsmarkt fern, was eine zunehmende Belastung für die steuerzahlende Mittelschicht sei.

Carla Bruni-Sarkozy, Ehefrau des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, steht im Verdacht, ihren Mann in einer Affäre um mutmaßliche Wahlkampfgelder aus Libyen auf illegale Weise unterstützt zu haben.

Die Sängerin wurde heute erstmals nicht als Zeugin, sondern als Verdächtige befragt, wie die Nachrichtenagentur AFP heute aus Justizkreisen erfuhr.

Mittelsmann zog Aussagen zurück – Justiz vermutet Bestechung

In dem seit Oktober 2023 laufenden Verfahren gegen Sarkozy und mehrere weitere Verdächtige geht es um die Aussagen des franko-libanesischen Mittelsmannes Ziad Takieddine.

Dieser hatte Sarkozy zunächst belastet. Er hatte vor Gericht ausgesagt, 2006 und 2007 Koffer voller Bargeld des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi an Sarkozy übergeben zu haben.

Später nahm Takieddine seine Aussagen überraschend zurück. Die Justiz ermittelt gegen Sarkozy und seine PR-Beraterin Michele Marchand wegen Zeugenbestechung.

Nachrichten von Handy gelöscht

Sarkozys Frau, die 2023 lediglich als Zeugin angehört worden war, ist mittlerweile selber in Verdacht geraten: Den Ermittlern war aufgefallen, dass Bruni-Sarkozy sämtliche Nachrichten gelöscht hatte, die sie mit der PR-Beraterin ausgetauscht hatte – kurz bevor die Justiz ein Verfahren gegen die PR-Beraterin einleitete.

Das US-Repräsentantenhaus hat inmitten der propalästinensischen Proteste an mehreren Universitäten für eine Erweiterung der rechtlichen Definition von Antisemitismus gestimmt.

Die Abgeordneten votierten gestern für einen parteiübergreifenden Entwurf, der vorsieht, dass sich das Bildungsministerium künftig an der Antisemitismus-Definition der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken (IHRA) orientiert.

Laut dieser ist Antisemitismus „eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“

Es sei auch eine Form von Antisemitismus, dem jüdischen Volk das Recht auf Selbstbestimmung abzuerkennen, etwa „durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen“, heißt es in der Definition der IHRA.

Laufende Proteste an US-Unis

Der Gesetzesentwurf muss noch vom Senat verabschiedet werden. Kritiker des Vorhabens, darunter die Bürgerrechtsorganisationen ACLU, warnen vor einer Einschränkung der freien Meinungsäußerung. Die Befürworter des Gesetzes argumentieren hingegen, es könne zur Bekämpfung von Hass an Universitäten beitragen.

Die Proteste an den US-Hochschulen zur Unterstützung der Palästinenser im Gazastreifen und gegen den Krieg Israels gegen die radikalislamische Hamas hatten an der renommierten Columbia University in New York begonnen und weiteten sich auf andere Universitäten im Land aus.

Die Demonstranten und Demonstrantinnen fordern unter anderem von den Universitäten, sich von Unternehmen zu trennen, die Verbindungen nach Israel haben. Die Polizei räumte Protestcamps an mehreren Hochschulen, Hunderte Demonstranten wurden festgenommen.

Ukraine-Krieg

Im Hafen der ukrainischen Stadt Odessa ist offiziellen Angaben zufolge nach einem Raketeneinschlag ein Großbrand ausgebrochen. Mindestens 13 Menschen seien verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Kiper in der Nacht auf heute auf Telegram mit.

Bilder und Videos zeigten Flammen in Odessa am Ort des Geschehens und große Rauchwolken, die in den Himmel stiegen. Laut einem Medienbericht wurde das Lagerhaus eines großen Post- und Kurierdiensts getroffen.

Eine russische Stellungnahme lag nicht vor. Odessa ist ein häufiges Ziel russischer Angriffe. In den vergangenen zwei Tagen wurden acht Menschen durch Raketeneinschläge in der Stadt getötet.

Feuerwehreinsatz in Odessa
AP/Ukrainian Emergency Service

Stromausfälle in Russland nach ukrainischen Angriffen

Ukrainische Drohnenangriffe führten wiederum zu Stromausfällen in mehreren russischen Regionen. Betroffen war neben der Grenzregion Kursk auch die zentralrussische Region Orjol.

Die Schäden seien entstanden, als Luftabwehreinheiten die Drohnen über den Bezirken Glasunowski und Swerdlowskaja abgefangen hätten, schrieb der Gouverneur der Region Orjol, Andrej Klitschkow, in der Nacht auf heute auf Telegram. Er machte keine Angaben zu Toten oder Verletzten.

Russische Armee nahm Dorf in Ostukraine ein

Einem russischen Agenturbericht zufolge nahm Russland unterdessen einen weiteren Ort in der Ostukraine ein: das Dorf Berdytschi rund 35 Kilometer nordwestlich der von Russland besetzten Stadt Donezk soll sich unter Kontrolle der russischen Armee befinden.

Die Schweiz hat heute mehr als 160 Delegationen offiziell zur geplanten Ukraine-Konferenz eingeladen. Sie findet am 15. und 16. Juni in einem Nobelhotel am Vierwaldstättersee, dem Bürgenstock, statt und wurde auf Bitten der Ukraine organisiert.

Das Treffen finde auf Ebene der Staats- und Regierungschefs und -chefinnen statt, teilte das Außenministerium in Bern mit. Russland sei „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht eingeladen.

Kein Interesse Moskaus

Die Schweiz habe sich immer offen dafür gezeigt, Russland zu diesem Gipfel einzuladen, erklärte die Schweizer Regierung. Doch Russland habe wiederholt und öffentlich erklärt, dass es kein Interesse an einer Teilnahme habe. „Die Schweiz ist überzeugt, dass Russland in diesen Prozess einbezogen werden muss“, hieß es aus Bern. „Ein Friedensprozess ohne Russland ist nicht denkbar.“

Ziel sei, ein gemeinsames Verständnis für einen möglichen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu entwickeln. Grundlage der Diskussionen ist die Friedensformel, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Herbst 2022 bei den Vereinten Nationen vorgestellt hat.

Kiew verlangt, dass Aggression bestraft, Leben geschützt, Sicherheit und territoriale Integrität wiederhergestellt und Sicherheit garantiert wird.

EU

Die Lufthansa-Tochter Brussels Airlines und die beiden Hauptmarken von Air France-KLM gehören zu den 20 Airlines, die die EU wegen möglicherweise beschönigender Aussagen zum Klimaschutz ermahnt hat. Die drei Fluggesellschaften bestätigten heute einen Bericht des belgischen Radiosenders RTBF.

Die Europäische Kommission hatte am Dienstag bekanntgegeben, in Koordination mit Verbraucherschützern 20 Airlines wegen potenziell irreführender Umweltwerbeaussagen, kurz Greenwashing, ermahnt zu haben.

Dabei geht es zum Beispiel um Tickettarife, mit denen Kundinnen und Kunden einen finanziellen Beitrag zum Kauf nachhaltigen Kraftstoffs (SAF) oder zu Klimaschutzprojekten leisten können, um die CO2-Belastung ihres Fluges auszugleichen.

Überprüfbare Angaben eingefordert

Die EU und die Verbraucherschützer monieren mehrere irreführende Praktiken, die sie ermittelt hätten. Begriffe wie „grün“ und „nachhaltig“ sollen nicht verwendet werden ohne klare, überprüfbare Angaben zur Reduktion von Treibhausgas.

Zu beanstanden sei auch das Werben für den Einkauf von SAF, ohne die Umweltauswirkungen des Kraftstoffs genau zu erklären. Die Unternehmen sollen ihre Behauptungen zum Ausgleich von CO2-Emissionen über Ticketpreise wissenschaftlich nachweisen.

Die Airlines haben 30 Tage Zeit, sich zu rechtfertigen und Abhilfe zu schaffen. Darüber wird die Kommission erneut mit den Verbraucherschützern beraten und vereinbarte Änderungen überwachen. Sollten die Airlines nichts tun, drohen Sanktionen. Air France und die Lufthansa-Gruppe erklärten, sie wollten die Beschwerden sorgfältig prüfen.

Wirtschaft

Die schwächelnde Industrie- und Bauwirtschaft belastet weiterhin den heimischen Arbeitsmarkt. Ende April gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,1 Prozent mehr Personen ohne Job.

Arbeitslose und AMS-Schulungsteilnehmer zusammengerechnet waren 367.847 Personen (plus 36.691) ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat März liegt der Wert allerdings 0,1 Prozentpunkte niedriger.

Einen besonders starken Anstieg bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern gab es im Jahresabstand in Oberösterreich (plus 17,5 Prozent), der Steiermark (plus 13,3 Prozent) und Salzburg (plus 11,3 Prozent). Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich in allen Bundesländern.

Grafik zur Arbeitslosenquote seit 2012
Grafik: APA/ORF; Quelle: AMS

Kocher sieht Hinweise auf Konjunkturerholung

„Die aktuell höhere Arbeitslosigkeit ist vor allem ein Resultat des wirtschaftlich weiterhin herausfordernden Umfelds“, sagte ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher heute bei einer Pressekonferenz in Wien.

Die Zahl der unselbstständig beschäftigten Personen sei mit 3,92 Millionen aber weiterhin „sehr hoch“. Laut Kocher deuten „erste Indikatoren“ auf eine konjunkturelle Erholung hin, „die mit leichter Verzögerung auch am Arbeitsmarkt spürbar werden wird“.

AMS: Erholung auf Arbeitsmarkt lässt noch auf sich warten

Die schwache Konjunkturentwicklung in Österreich macht sich auch auf dem Stellenmarkt bemerkbar. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) waren Ende April knapp 94.000 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Minus von rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Der abermalige Rückgang an offenen Stellen sei „ein weiterer Hinweis für eine noch nicht unmittelbar bevorstehende Erholung“, so AMS-Vorständin Petra Draxl.

Die österreichische Wirtschaft findet ebenso wie die deutsche auch heuer keinen Anschluss an den Aufschwung in anderen Industriestaaten. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet in beiden Ländern nur mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent.

Erst kommendes Jahr soll es mit 1,5 Prozent in Österreich und 1,1 Prozent in Deutschland stärker aufwärts gehen, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte.

Zum Vergleich: In der OECD insgesamt – zu der mittlerweile gut drei Dutzend Länder gehören – soll es im laufenden Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent geben, das 2025 auf 1,8 Prozent steigen soll. Für die Euro-Zone wird mit 0,7 und 1,5 Prozent ebenfalls mehr erwartet als für Österreich und Deutschland. Weltweit erwartet die OECD ein Wachstum von 3,1 Prozent 2024 und 3,2 Prozent 2025.

Exporte besser entwickelt als in anderen Euro-Ländern

Laut OECD macht sich in Österreich nicht zuletzt die starke Exportabhängigkeit von Deutschland bemerkbar. Dennoch hätten sich die Exporte besser entwickelt als in anderen Euro-Ländern.

Das liege an dem relativ geringen Engagement in China, an der Spezialisierung auf bestimmte Nischen der Maschinen- und Fahrzeugindustrie sowie an niedrigeren Gewinnspannen der Exporteure.

„Mit den steigenden realen Einkommen und verbessertem wirtschaftlichem Umfeld bin ich zuversichtlich, dass das Wachstum von nun an weiter beschleunigen wird“, so Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) zu der OECD-Prognose.

Musikerinnen und Musiker des weltweit größten Musiklabels Universal kehren auf die Plattform TikTok zurück. Nachdem Universal im Jänner im Zuge eines Streits über die Bezahlung die Musik von der beliebten Plattform zurückgezogen hatte, gibt es nun eine Einigung.

Universal und die beim Label unter Vertrag stehenden Musikerinnen und Musiker – darunter Superstars wie Billie Eilish und Ariana Grande – sollen künftig mehr verdienen.

Die ersten Informationen zu der Vereinbarung sind aber noch sehr allgemein. Darin ist nicht von erhöhten Lizenzgebühren oder Ähnlichem die Rede. Vielmehr heißt es, beide Unternehmen würden zusammenarbeiten, um TikToks wachsende E-Commerce-Möglichkeiten stärker auszunutzen. TikTok wolle zudem die Möglichkeiten für direkte Kommunikation zwischen Fans und Künstlern verbessern. All das klingt nach einem Ausbau des Merchandisings via TikTok.

Chronik

Durch die Überschwemmungen im ostafrikanischen Kenia sind nach jüngsten Angaben bereits mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen. Seit März wurden landesweit 188 Todesopfer gezählt, wie das Innenministerium in Nairobi heute mitteilte. 90 Menschen würden noch vermisst.

Luftaufnahme zeigt überflutetes Resort
AP/Bobby Neptune

In der Zwischenbilanz war zudem von 125 Verletzten die Rede. Etwa 165.000 Menschen mussten wegen der Überschwemmungen ihre Häuser verlassen.

Dammbruch kostetet Dutzende Menschenleben

Besonders viele Opfer hatte es bei einem Dammbruch in der Nähe von Mai Mahiu rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi gegeben. Dort wurden laut Innenministerium bisher 52 Leichen geborgen, 51 Menschen werden noch vermisst.

Rettungseinsatz in Mai Mahiu
Reuters/Monicah Mwangi

Von den Überschwemmungen ist auch der Tourismus betroffen. Mitte der Woche hatten die Behörden mitgeteilt, dass durch das Hochwasser im berühmten Naturschutzgebiet Maasai Mara etwa hundert Urlauber eingeschlossen worden seien. Auf dem Land- und dem Luftweg seien 90 Menschen aus Maasai Mara gerettet worden, so das Innenministerium.

Ermittler aus Deutschland und mehreren Balkan-Ländern haben ein großes europaweites Netzwerk von Telefonbetrügern zerschlagen. Es handle sich bei dem Fall um den „wohl europaweit größten Callcenterbetrug“, erklärten mehrere Behörden heute gemeinsam in Stuttgart. 20 Menschen seien festgenommen und zwölf Callcenter zerschlagen worden.

Insgesamt seien in vier Staaten des Westbalkans und im Libanon Callcenter aufgedeckt worden. Die Betrüger sollen das gesamte Spektrum der Betrugsvarianten abgedeckt haben.

Beispielsweise sollen sie sich als nahe Verwandte, Bankangestellte, Mitarbeiter der Verbraucherzentrale und als Polizisten ausgegeben haben, um Opfer mit Strafandrohungen, Gewinnversprechen und Inkassoforderungen zu betrügen.

Razzien in mehreren Staaten

Am 18. April seien mehrere nationale und internationale Polizei- und Justizbehörden mit Durchsuchungen gegen das Netzwerk vorgegangen. Einsätze gab es in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, dem Kosovo und dem Libanon.

Koordiniert wurden die Einsätze von einem Staatsanwalt der europäischen Polizeibehörde Europol im niederländischen Den Haag. Insgesamt sei in rund 6.000 Fällen ein Schaden von rund zehn Millionen Euro verhindert worden.

Nach dem Einsturz eines rund 18 Meter langen Autobahnabschnitts in Südchina ist die Zahl der Todesopfer auf 48 gestiegen. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua heute.

Der Einsturz habe sich auf der Strecke Meizhou – Dabu ereignet, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Der betroffene Abschnitt sei 17,9 Meter lang. 23 Fahrzeuge seien in die Tiefe gestürzt. Meizhou ist eines der Gebiete in der südchinesischen Provinz Guangdong, die seit Ende April von heftigen Regenfällen und Hagel heimgesucht wurden, die gefährliche Schlammlawinen auslösten, Häuser überfluteten und Brücken zerstörten.

Kultur

Italien hat das Recht, den „Jugendlichen Sieger“, eine lebensgroße griechische Bronzestatue aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, zurückzuerhalten, die derzeit im Besitz des Getty-Museums in Malibu in Kalifornien steht.

Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) heute und wies damit die Beschwerde der Paul Getty Foundation wegen Verletzung des Eigentumsschutzes zurück. Das Museum hatte einen Rückgabebefehl Italiens abgelehnt.

Bronzestatue „Jugendlicher Sieger“ im Getty-Museum in Malibu in Kalifornien
APA/AFP/Getty Images/Mario Tama

Priorität von Schutz des kulturellen Erbes

In seinem Urteil erkannte der Straßburger Gerichtshof somit die Rechtmäßigkeit der von den italienischen Behörden ergriffenen Maßnahmen zur Rückführung des Kunstwerks an, das 1964 in der Adria vor der mittelitalienischen Region Marken gefunden worden war.

Laut dem Gericht stellt der Schutz des kulturellen und künstlerischen Erbes eines Landes auch aus rechtlicher Sicht eine Priorität dar.

Darüber hinaus sehen mehrere internationale Vorschriften das Recht vor, den illegalen Erwerb sowie die illegale Ein- und Ausfuhr von Gütern, die zum kulturellen Erbe eines Landes gehören, zu bekämpfen.

„Fahrlässig gehandelt“

Die Getty Foundation habe „fahrlässig oder nicht in gutem Glauben gehandelt, als sie die Statue erwarb, obwohl sie von den Forderungen des italienischen Staates und den Bemühungen um ihre Wiedererlangung Kenntnis hatte“, so das Gericht.

Die Entscheidung des italienischen Gerichts, die Einziehung des umstrittenen Eigentums vorzunehmen, sei deshalb „in einem angemessenen Verhältnis zu dem Ziel“ gestanden, „die Rückgabe der Statue sicherzustellen“. Der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano begrüßte das Urteil.

Das Getty-Museum weigert sich seit Jahren, Italien den „Jugendlichen Sieger“ zurückzugeben. Das oberste Gericht in Rom, die letzte Instanz im italienischen Justizsystem, hatte im Dezember 2018 einen Rekurs des Getty-Museums gegen einen Rückgabebefehl Italiens abgelehnt.